topimage
Arbeit&Wirtschaft
Arbeit & Wirtschaft
Arbeit&Wirtschaft - das magazin!
Blog
Facebook
Twitter
Suche
Abonnement
http://www.arbeiterkammer.at/
http://www.oegb.at/

Nobelpreis für Krugman

Internationales

Der US-amerikanische Kritiker des Neoliberalismus wurde für seine Arbeiten zur Außenhandelstheorie ausgezeichnet.

Die Verleihung des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften 2008 an den US-amerikanischen Ökonomen Paul Krugman kommt zum richtigen Zeitpunkt. Während sich angesichts der gefährlichen Verschärfung der internationalen Finanzmarktkrise und deren Auswirkungen auf die Realwirtschaft die Heilsversprechungen des wirtschaftspolitischen Neoliberalismus in Luft auflösen, ist diese Wahl ein Signal für eine Neuorientierung der Wirtschaftswissenschaften weg vom neoklassischen Mainstream und vom Marktfundamentalismus als dominierende Richtung der vergangenen drei Jahrzehnte. Paul Krugman ist in dieser Zeit beharrlich als Kritiker dieser Doktrinen aufgetreten, besonders engagiert als Kritiker der Finanzmarktideologie, deren praktische Resultate wir alle jetzt gerade erleben.

Kritische Sicht des Mainstream

Der Nobelpreis wurde Krugman für seine bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der Außenhandelstheorie zu Beginn seiner Karriere zuerkannt. Hier zeigte sich bereits seine kritische Sicht des herrschenden Mainstream, nach dessen Lehren die Handelsströme aus der Unterschiedlichkeit der Ausstattung der einzelnen Länder mit natürlichen Ressourcen sowie mit Arbeit und Kapital zu erklären waren. Krugman nahm die Tatsache ernst, dass sich der Großteil des internationalen Handels zwischen annähernd gleich stark entwickelten Industrieländern abspielt, die einander häufig mit Produkten sogar ein und derselben Branche (sog. »intra-industrieller Handel«) beliefern. Mit zunehmender Spezialisierung und Arbeitsteiligkeit wird die Wertschöpfungskette immer mehr zerlegt, erfolgreich sind jene Unternehmen, die durch technischen Fortschritt und/oder größere Produktionsmengen für größere Absatzmärkte Kostenvorteile haben. Vor allem große Industrieländer können so eine »strategische Handelspolitik« - sprich Protektionismus - betreiben, um ihren Unternehmungen gezielt solche Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Dagegen hat sich aber Krugman immer mit aller Vehemenz ausgesprochen.
Die Wende in der Wirtschaftspolitik durch die Wahl Ronald Reagans zum US-Präsidenten hat Krugman von Anfang an bekämpft. Als unerschütterlicher Keynesianer sah er im Geld- und Finanzsektor das stärkste Gefährdungspotenzial für die Stabilität der Wirtschaft. Gegen den Monetaristen Milton Friedman argumentierte er für eine Globalsteuerung des Wirtschaftsablaufs mittels Geld- und Budgetpolitik, welche die Schwankungen zwar nicht beseitigen, aber sehr wohl heftigere Ausschläge verhindern kann.
Krugman profilierte sich schon seit den Achtzigerjahren als Sozialkritiker, der die wachsende Ungleichheit der Einkommens- und Vermögensverteilung durch Beiträge in einflussreichen Tageszeitungen wie der New York Times aufdeckte und vor deren Konsequenzen warnte. Er plädierte für Maßnahmen zur Stärkung der Gewerkschaften, um den Fall der Reallöhne aufzuhalten. In der Steuerpolitik deckte er schonungslos die Lächerlichkeit von Argumenten wie der einst so bekannten »Laffer-Kurve«, mit der Reagan Steuergeschenke an die Reichen und Superreichen begründete, auf.

Unentbehrliche Rolle des Staates

In seinem Buch »Nach Bush. Das Ende der Neokonservativen und die Stunde der Demokraten«1 zeigt er in anschaulicher Argumentation die unentbehrliche Rolle des Staates für die Bildung einer ausgewogenen Gesellschaftsstruktur auf. Die seit einiger Zeit erodierende, aber in den USA noch vorhandene breite Mittelschicht ist nach Krugmans Ansicht wesentlich das Produkt der Wirtschafts- und Sozialpolitik der New-Deal-Ära des großen Präsidenten Roosevelt. Vom neuen Präsidenten Barack Obama erwartet sich Krugman eine neue New-Deal-Ära, in der die USA die Schäden der Finanzmarktökonomie bewältigen und wieder größeren sozialen Zusammenhalt für ihre Gesellschaft erreichen können.

Kontakt
Schreiben Sie Ihre Meinung an den Autor
guenther.chaloupek@akwien.at
oder die Redaktion
aw@oegb.at

12008 erschienen im Campus-Verlag, ca. 25 Euro

Artikel weiterempfehlen

Kommentar verfassen

Teilen |

(C) AK und ÖGB

Impressum