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Reich bleibt meist reich

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Bildungserfolg, Einkommen und Berufsaussichten werden in Österreich nach wie vor sozial vererbt. Kinder aus wohlhabenden Familien haben mehr Chancen. Arme sind oft in der Rolle von Sündenböcken, sozial und materiell ausgegrenzt.

Aus reichen Kindern werden reiche Eltern« betitelte die Frankfurter Rundschau einen Artikel über soziale Vererbung von Bildungserfolg, Einkommen und Berufsaussichten. Mittlerweile erhält das Problem der geringen Durchlässigkeit des Bildungssystems und der resultierenden geringen sozialen Mobilität in Europa, auch in Österreich mehr Aufmerksamkeit.

In der Öffentlichkeit und Politik wird für westliche Demokratien gerne das Bild einer »Meritokratie« entworfen, das besagt, dass an die Stelle von ›geerbten‹ Reichtümern und Machtstellungen eine Struktur von durch (Bildungs-)Leistung ›verdienten‹ Ungleichheiten getreten sei. Bildung wird allgemein als Ausweg aus Armut angesehen.

Die wissenschaftliche Forschung vertritt eine andere Auffassung: Aus Konzepten wie dem von »sozialem Kapital« und »Habitus« wird folgende These abgeleitet: Kinder treten mit unterschiedlichen Voraussetzungen - »sozialen Kapitalien« - in das Bildungssystem ein und werden gemäß ihrer sozialen und ökonomischen Herkunft sortiert. Dies geschieht auch aufgrund von Mechanismen, wie Konventionen des Verhaltens, einer typischen Lebensführung (BildungsbürgerInnentum), Erziehungsidealen und daraus abgeleitet: einer pädagogischen Kommunikation. Basierend auf der Schulentscheidung erfolgt die Lenkung in das ebenfalls sozial gestufte Berufssystem. In Österreich und Deutschland kommt es bereits nach der vierten Schulstufe zu einer Segmentierung in verschiedene Schulformen. Je weniger Eltern verdienen, desto eher wechseln ihre Kinder nach der Volksschule nicht in die AHS-Unterstufe, auch wenn sie laut Zeugnis AHS-Reife hätten.

Kinder mit migrantischem Hintergrund haben besonders schlechte Chancen: Der Anteil der Eltern mit maximal Pflichtschulabschluss liegt in dieser Gruppe bei über 50 Prozent, wenig überraschend finden sich laut EU-SILC die meisten armutsgefährdeten Personen in der Gruppe der PflichtschulabsolventInnen.

Sind Kinder erst einmal gemäß ihrer Herkunft in unterschiedlichen Schulformen untergebracht, ist dies kaum wieder gutzumachen. Die von der Statistik Austria veröffentlichte Statistik zu den »Schulkarrieren von AHS- und HauptschülerInnen« ergibt folgendes Bild: Nur sechs Prozent der HauptschülerInnen treten nach der achten Schulstufe in eine AHS-Oberstufenform über, der überwiegende Teil wechselt in ein Polytechnikum (28 Prozent) oder in eine berufsbildende mittlere Schule (21 Prozent). AHS-SchülerInnen hingegen besuchen zu zwei Drittel die AHS-Oberstufe oder entscheiden sich für eine BHS (30 Prozent). Dazu kommt: Der Anteil von SchülerInnen, die vorzeitig aus dem Bildungssystem herausfallen, ist laut jüngster IHS-Studie bei Jugendlichen aus bildungsfernen Elternhäusern erheblich höher.

In ihrer jährlichen Publikation »Bildung auf einen Blick« untersucht die OECD den Zusammenhang zwischen Bildung und Einkommen: AbsolventInnen eines Hochschulstudiums verdienen danach im Durchschnitt um rund 74 Prozent mehr als Personen mit Lehrabschluss und gar um 105 Prozent mehr als solche mit Pflichtschulabschluss.

Gleichzeitig weist die Studie aus, dass der Anteil von AkademikerInnenkindern an den StudentInnen zweieinhalbmal so hoch ist, wie ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung. Österreich befindet sich damit unter jenen Ländern Europas mit den höchsten Einkommensunterschieden und der geringsten sozialen Durchlässigkeit des Bildungssystems. Auch bei uns gilt: Aus reichen Kindern werden reiche Eltern ...

 

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