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Chinesische Frauen in der Sportartikelproduktion müssen unter unvorstellbaren Bedingungen arbeiten.

Armut trotz Arbeit

Schwerpunkt

Tausende ArbeiterInnen schuften für die Gewinne der Sportbekleidungsindustrie.

Die 29. Olympischen Sommerspiele, die von 8. bis 24. August 2008 in der chinesischen Hauptstadt Peking stattfinden, könnten die profitabelsten seit Beginn der Olympischen Spiele werden. Auch durch die Euro 2008 werden massive Gewinne für die Sportbekleidungshersteller erwartet. Wenn man beachtet, dass Adidas, als einer der Hauptsponsoren bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006, seinen Umsatz im zweiten Quartal 2006 um 20 Prozent steigern konnte, sind diese Erwartungen nicht abwegig.

2,4 Euro Tageslohn

Die ArbeiterInnen, die weltweit Sportbekleidung und Merchandising-Artikel für Olympia und Euro 2008 produzieren, werden an diesen Gewinnen jedoch nicht beteiligt. Im Gegenteil, sie kommen durch die nahenden Sportevents noch mehr unter Druck. Die Situation der Branche ist geprägt von langen Arbeitstagen, Hungerlöhnen und gesundheitsgefährdenden Arbeitsbedingungen.

»Ich bin todmüde. Keiner von uns hat Zeit, um auf die Toilette zu gehen oder Wasser zu trinken. Wir arbeiten ohne Pause und trotzdem drängen uns die Aufseher, noch schneller zu arbeiten«, erzählt eine chinesische Arbeiterin, die Sportschuhe für New Balance in Dongguan, China, herstellt, im Interview für den neuen Bericht der Play-Fair-2008-Kampagne. Die Situation der Beschäftigten der Sportbekleidungsindustrie ist in allen Produktionsländern ähnlich. In Pakistan bekommen FußballnäherInnen umgerechnet zwischen 0,36 und 0,41 Euro für jeden Ball. Dieser Stückpreis hat sich in den letzen sechs Jahren nicht geändert, was inflationsbedingt einen Kaufkraftverlust von rund 40 Prozent bedeutet. Eine Näherin, die Rucksäcke mit dem olympischen Logo »Beijing 2008« fertigt, verdient rund 2,4 Euro pro Tag.

Daher müssen wir unseren Blick weg von den glitzernden, sportlichen Events auf die Schattenseite dieser lenken: auf die tagtägliche, harte Arbeit von Menschen, die weltweit in der Sportartikel- und Bekleidungsindustrie beschäftigt sind. Denn Hungerlöhne, Misshandlungen und Verbote, sich in Gewerkschaften zu organisieren sind an der Tagesordnung und entsprechen den Vorstellungen eines fairen Wettkampfs nicht.

Verantwortung zeigen

Deshalb versucht die internationale Kampagne Play Fair 2008 - in Österreich getragen von ÖGB, der Clean Clothes Kampagne und der Volkshilfe - durch Aktivitäten im Vorfeld der Euro 2008 und der Olympischen Spiele, KonsumentInnen auf diese Missstände aufmerksam zu machen. Play Fair 2008 fordert von den Unternehmen der Sportbekleidungsindustrie und von Sportinstitutionen wie dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC), deutliche Schritte für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in ihren Zulieferbetrieben zu setzen. Sie sollen in Zukunft mehr Verantwortung für die Arbeitsbedingungen der Branche zeigen. So verlangt Play Fair 2008 von den Sportbekleidungsunternehmen die Einhaltung der Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), worunter zum Beispiel das Verbot der Kinder- und Zwangsarbeit, faire Entlohnung und das Recht auf Vereinigung fallen. Das IOC soll die Auswahl des Austragungsorts der Olympischen Spiele an die Bedingung von ratifizierten und implementierten ILO-Kernarbeitsnormen in den jeweiligen Ländern knüpfen.

Fair Labor Association

Bereits bei den Olympischen Sommerspielen 2004 in Athen gab es eine weltweite Initiative gegen unmenschliche Arbeitsbedingungen namens »Play Fair bei Olympia«. Konkret richtete sich die Kampagne an Puma, Asics, Fila, Mizuno, Lotto, Umbro und Kappa.

Da die Forderungen weltweit von mehr als einer halben Million Menschen unterstützt wurden, konnte der Protest von den Unternehmen nicht ignoriert werden. Alle sieben Unternehmen nahmen Verhandlungen mit der Kampagne auf und drei der Unternehmen (Puma, Asics und Umbro) traten daraufhin in die Fair Labor Association (FLA), eine unabhängige Überprüfungsorganisation, ein.

Im Vorfeld der Olympischen Spiele in Peking und der Euro 2008 wird diese Arbeit fortgesetzt. Ziel ist es, durch die globale Unterstützung von KonsumentInnen, den Unternehmen der Sportbekleidungsindustrie und Sportverbänden wie dem Olympischen Komitee und der UEFA zu zeigen, dass ausbeuterische Arbeitsbedingungen nicht toleriert werden und KonsumentInnen fair produzierte Sportbekleidung fordern.

Die Menschen, die sich an den Wettkämpfen erfreuen, sollen sicher sein können, dass die Kleidungsstücke und Souvenirs, die sie erwerben, in Fabriken hergestellt wurden, in denen die Menschenwürde und die Rechte der ArbeiterInnen respektiert werden.

Über 500.000 Unterschriften

Um die Stimmen besorgter KonsumentInnen zu bündeln, hat Play Fair 2008 eine Unterschriftenaktion gestartet, bei der sich jede und jeder für bessere Arbeitsbedingungen in der Sportbekleidungsindustrie aussprechen kann.

Die eingelangten Unterschriften werden gesammelt und den Sportbekleidungsherstellern und dem Internationalen Olympischen Komitee übergeben. 2004 konnten weltweit über eine halbe Million Unterschriften für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen gesammelt werden.

Dieser Rekord soll dieses Jahr gebrochen werden, damit die Stimmen der besorgten KonsumentInnen nicht überhört werden.

Catch the Flame

Eine erfolgreiche Aktion im Rahmen der Play Fair 2008 Kampagne war »Catch the Flame«, eine weltweite E-Mail- und SMS-Aktion, die, wie das olympische Feuer, rund um die Welt ging. Gestartet hat die Aktion am 20. März in den Niederlanden und machte von 1. bis 6. April in Österreich Station. Innerhalb dieser Woche haben sich 2.140 Österreicherinnen und Österreicher beteiligt. International haben sich 10.638 »FackelträgerInnen« für faire Arbeitsbedingungen registriert. Die elektronische Welle erreichte Peking am 1. Mai. Die Liste der elektronischen »FackelträgerInnen« für faire Arbeitsbedingungen wird dem Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees Jacques Rogge gemeinsam mit den Forderungen von Play Fair 2008 übermittelt.

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Weitere Infos finden Sie auf
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