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Sabine Letz
Sabine Letz Gewerkschaftliche Bildung ist immer auch politische Bildung - und es ist vor dem Hintergrund der Individualisierung und Flexibilisierung der Arbeitswelt eine besondere Herausforderung, gerade diese zu vermitteln.

Interview | Weiterentwicklung groß geschrieben

Interview

Mag. Sabine Letz ist Geschäftsführerin des VÖGB. Neben der Aus- und Weiterbildung sieht der VÖGB auch in der Bildungs- und Kulturpolitik wichtige Aufgabenbereiche.

ZUR PERSON
MAG. SABINE LETZ
Leiterin des ÖGB-Referats für Bildung, Freizeit, Kultur und Geschäftsführerin des Verbandes Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung (VÖGB)
Geboren: 22. April 1968 in Korneuburg
1986-1992: Studium der Pädagogik und Publizistik & Kommunikationswissenschaften an der Universität Wien
1993-1998: Pädagogische Mitarbeiterin im Verband Österreichischer Schulungs- und Bildungshäuser
1998-2003: Leiterin des EU-Projektbüros im ÖGB-Referat für Bildung, Freizeit, Kultur
seit 2001 Zweite Geschäftsführerin des bfi Österreich
seit 2003 Leiterin des ÖGB-Referats für Bildung, Freizeit, Kultur und Geschäftsführerin des Verbandes
Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung (VÖGB)
seit 2004 Kammerrätin der AK Wien
seit 2006 Vorsitzende des Aufsichtsrates der Volkstheater GesmbH


Arbeit&Wirtschaft: Kollegin Letz, Sie sind seit 2003 Geschäftsführerin des VÖGB. Können Sie kurz erklären, was der VÖGB ist?

Sabine Letz: Der VÖGB ist der Dachverband der gewerkschaftlichen Bildungseinrichtungen und als solcher einer von zehn vom Bildungsministerium anerkannten gemeinnützigen Bildungsträgern.
Als Tochterverein des Österreichischen Gewerkschaftsbundes steht er für ein umfassendes und qualitativ hochwertiges Aus- und Weiterbildungsangebot für ArbeitnehmervertreterInnen und Gewerkschaftsmitglieder.

Der Großteil Ihrer Bildungsangebote richtet sich an ArbeitnehmervertreterInnen …

Ja, für die Belegschaftsvertretung ist es sehr wichtig, gut ausgebildet zu sein. Nur mit einer entsprechenden Ausbildung ist es möglich, die MitarbeiterInnen im Betrieb optimal zu vertreten. Unsere Angebote orientieren sich an den Herausforderungen, mit denen die betriebliche Interessenvertretung in ihrer täglichen Arbeit konfrontiert ist.
Wir bieten aber auch Angebote für Gewerkschaftsmitglieder an. Die Schwerpunkte liegen hier derzeit im Freizeit- und Kulturbereich, aber auch zu aktuellen politischen Themen werden Veranstaltungen organisiert.

Wie sehen diese Angebote für ArbeitnehmervertreterInnen aus?

Auf der einen Seite sind das branchenübergreifende Seminare, die auf die Basisschulungen der Gewerkschaften aufbauen. Dazu zählen neben ein- und mehrtägigen Seminaren auch spezielle Lehrgänge zu den Themen »Soziale Kompetenz« - eine umfassende Kommunikationsausbildung - sowie »Recht und Wirtschaft«.
Zusätzlich bieten wir Rufseminare an, d. h. maßgeschneiderte Seminare, die vor Ort, auf Wunsch einer Betriebsratskörperschaft abgehalten werden. Der zweite große Bereich sind die länger dauernden Lehrgänge - wie die zweijährige Gewerkschaftsschule, die als Abendschule in ganz Österreich angeboten wird, und die dreimonatige Betriebsratsakademie, die wir in Wien gemeinsam mit der Arbeiterkammer durchführen. Außerdem haben wir eine umfassende Skriptenbank zu gewerkschaftlichen Themen erstellt, die laufend erweitert und aktualisiert wird. Die Skripten können bei uns kostenlos bestellt werden und stehen auch auf unserer Webseite zum Download zur Verfügung.

Wenn Sie den VÖGB kurz beschreiben müssten, welche drei Schlagworte fallen Ihnen spontan ein?

Faktenwissen, soziale Kompetenz, aktives Mitgestalten.

Was unterscheidet den VÖGB von anderen Erwachsenenbildungseinrichtungen?

Im Unterschied zu anderen Einrichtungen der beruflichen oder allgemeinen Erwachsenenbildung konzentriert sich der VÖGB darauf, ArbeitnehmervertreterInnen bestmöglich bei ihren Aufgaben im Betrieb zu unterstützen und Gewerkschaftsmitgliedern ein interessantes Angebot an gewerkschaftspolitischen Veranstaltungen sowie Kultur- und Freizeitaktivitäten zur Verfügung zu stellen.

Gibt es eine Zusammenarbeit zwischen dem VÖGB und den Bildungsabteilungen der Gewerkschaften?

Ja, die Bildungsreferate der Gewerkschaften sind auch - gemeinsam mit einigen Arbeiterkammern - Mitglieder im VÖGB. Die Planung und Koordination der gemeinsamen Bildungsarbeit erfolgt in erster Linie im VÖGB/AK-Bildungsrat, in dem alle Bildungsverantwortlichen der Gewerkschaften, der ÖGB-Landesorganisationen und der Arbeiterkammern vertreten sind. Hier gibt es zahlreiche Arbeitsgruppen und einen Lenkungsausschuss, der zwischen den Sitzungen des Bildungsrats die Bildungsarbeit koordiniert.

Welchen Stellenwert hat internationale Bildungsarbeit für den VÖGB?

Internationale Arbeit gehört zu den Kernbereichen der Bildungsarbeit. Wir bieten dazu spezielle Seminare an - z. B. für Europäische BetriebsrätInnen - und auch Sprachkurse stehen auf dem Programm - von Englisch über Tschechisch bis Slowenisch.
Auch im Bereich der EU-Projekte und der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sind wir seit vielen Jahren sehr aktiv. Wir arbeiten eng mit der Bildungsabteilung des Europäischen Gewerkschaftsbundes zusammen, mit dem wir regelmäßig transnationale Seminare organisieren.

Lebenslanges Lernen ist als Schlagwort in aller Munde …

Ja - und hier setzen wir auch mit unseren politischen Forderungen an. Lebenslanges - oder besser »lebensbegleitendes« - Lernen muss für alle möglich sein. Auch für jene, die aus finanziellen, zeitlichen oder anderen Gründen keinen Zugang zu Weiterbildung haben. Dabei müssen sowohl die Unternehmen als auch die öffentliche Hand in die Pflicht genommen werden.

Auf welchen Ebenen erfolgt hier die politische Arbeit?

Als VÖGB agieren wir gemeinsam mit den anderen großen Bildungseinrichtungen, die in der Konferenz der Erwachsenenbildung, der KEBÖ, zusammengeschlossen sind. Hier ist unser Ansprechpartner das Bildungsministerium. Oft wird die Erwachsenenbildung in Österreich als »Anhängsel« der beiden großen Bereiche Schule und Hochschule gesehen. Uns ist es daher immer wichtig, auf den Stellenwert der Erwachsenenbildung hinzuweisen und Rahmenbedingungen einzufordern, die lebensbegleitendes Lernen auch in der Praxis für alle möglich machen. Mit dem Sozialpartnerpapier »Chance Bildung« ist uns als ÖGB sicher auch ein erster großer Schritt in diese Richtung gelungen.

Mit welchen Herausforderungen sieht sich der VÖGB bzw. sehen Sie sich als Geschäftsführerin des VÖGB derzeit konfrontiert?

Gewerkschaftliche Bildung ist immer auch politische Bildung - und es ist vor dem Hintergrund der Individualisierung und Flexibilisierung der Arbeitswelt eine besondere Herausforderung, gerade diese zu vermitteln.
Oft hören wie den Ruf nach möglichst kompakt vermitteltem Wissen, das ArbeitnehmervertreterInnen unmittelbar für die Anforderungen im Betrieb verwenden können. Gewerkschaftspolitische Themen, das kritische Hinterfragen und Verstehen von Zusammenhängen sowie der wichtige Bereich der Persönlichkeitsentwicklung geraten dabei jedoch in den Hintergrund.
Die Herausforderung ist es, rasch, kompetent und maßgeschneidert Bildungsangebote zu planen und zu organisieren und gleichzeitig gewerkschaftspolitisches Bewusstsein zu vermitteln.

Was würden Sie sich für die Zukunft des VÖGB wünschen?

Dass die Rahmenbedingungen derart gestaltet sind, dass wir auch weiterhin ein umfassendes, anspruchsvolles und bedarfsorientiertes Programm für ArbeitnehmervertreterInnen und Gewerkschaftsmitglieder anbieten und auf diese Weise einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der Gewerkschaftsbewegung leisten können.

Gibt es für das Jahr 2008 besondere inhaltliche Schwerpunkte?

Im VÖGB wird Weiterentwicklung groß geschrieben. Wir in der Bildung hatten schon immer den Anspruch, andere Wege zu gehen.
Frei nach dem Motto: Wer immer nur das tut, was er/sie immer schon getan hat, bekommt auch nur das, was er/sie immer schon bekommen hat. Die Weiterentwicklung der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit im Bildungsrat ist daher permanenter Schwerpunkt. Dabei geht es vor allem um die Planung neuer gemeinsamer Angebote und die Abstimmung und Koordination mit den Bildungsverantwortlichen der Gewerkschaften, Landesorganisationen und der Arbeiterkammern.
Ein wesentlicher Schwerpunkt ist natürlich auch die Mitgliederwerbung. Wir werden über Seminare und Pilotprojekte hier auch als Bildung einen wesentlichen Teil dazu beitragen.
Wir werden auch verstärkt darüber nachdenken, wie wir unsere Mitgliederangebote erweitern können, um auch hier mit einer vielfältigen Bandbreite an Aktivitäten aufwarten zu können.
Die Umsetzung von Gender Mainstreaming in der Bildungsarbeit war bisher schon ein Schwerpunkt - da hier aber noch viel zu tun ist, wird dieser Themenbereich auch 2008 sehr wichtig werden.
Und auch im Bereich E-learning, das zeit- und ortsunabhängiges Lernen per Computer ermöglicht, planen wir einige Neuerungen und Weiterentwicklungen, um das Lernen noch attraktiver zu machen.
Das sind nur einige der Schwerpunkte … hier könnte ich noch viel mehr erzählen …

Na, dann sind wir schon gespannt, was wir vom VÖGB in Zukunft noch so hören werden … vielen Dank für das Gespräch, Kollegin Letz - und alles Gute für die Umsetzung Ihrer Vorhaben!

Das Gespräch führte Katharina Painer, ÖGB-Bildung, Freizeit, Kultur - Öffentlichkeitsarbeit.
© ÖGB

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