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Katharina Klee Katharina Klee

Gesundheitswünsche!

Meinung

Zu Weihnachten wünsche ich mir Gesundheit. Wahrscheinlich hat es mit dem Alter zu tun, dass dieser spießige Wunsch jetzt auch bei mir ganz oben im Brief ans Christkind steht.

Wie oft habe ich meine Eltern deswegen belächelt und jetzt bin ich selbst so weit. Vielleicht ist es auch ein wenig das schlechte Gewissen, das mir gerade jetzt diesen Wunsch suggeriert - nach Wochen voller süßer Genüsse, die kurz währen und ewig auf den Hüften bleiben, nach dem einen oder anderen Punsch und Glühwein am Weihnachtsmarkt und in Erwartung eines Festmahls am 24. Dezember. Auch in den Tagen danach werde ich mich wohl kulinarisch ein wenig verwöhnen lassen, bevor es zu Silvester noch einmal richtig rund geht. Sport? Wann denn? Bei all dem Vorweihnachtsstress. Gesund ist das nicht, das ist mir durchaus bewusst. Und irgendwann wird sich der Körper wohl auch dafür rächen.

Vielleicht wünsche ich mir aber auch Gesundheit, weil ich immer öfter erfahren muss, dass es nicht selbstverständlich ist, gesund zu sein - und zu bleiben. Wenn ich früher an die Leistungen unseres Gesundheitssystems gedacht habe, sind mir der Herzschrittmacher und der Schlaganfall der Mutter eingefallen. Heute beunruhigt mich selbst das eine oder andere Symptom. Die Einschläge kommen näher: Plötzlich klagen gleich alte Freunde und Verwandte über Leiden von der Gastritis, über den Bandscheibenvorfall bis hin zum Krebs. Und auch bei mir lösen Knötchen in der Brust mittlere Panik aus. Schließlich habe ich doch bei anderen erlebt, wie schnell das gehen kann.
Plötzlich ist Gesundheit ein Thema. Und ich bin froh, dass ich das Rauchen aufgegeben habe und nehme mir vor, endlich auch wieder ein wenig Sport zu betreiben. Ich versuche mich vernünftig zu ernähren und meide Zugluft. Ich gehe regelmäßig zum Arzt und lass mich alle zwei Jahre gründlich durchchecken. Wird der Stress zu groß, steige ich auf die Bremse und immer öfter höre ich mich selbst sagen: »Meine Gesundheit ist mir wichtiger.« Und hin und wieder zitiere ich auch Schopenhauer: »Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.«

Denn es ist mir durchaus bewusst, dass auch ich schon morgen auf die Leistungen unseres Gesundheitssystems angewiesen sein kann. Und dass ich mir dann optimale Versorgung wünschen würde: hervorragende Ärztinnen und Ärzte und die besten Medikamente. Ich möchte dann kein Wirtschaftsfaktor sein, möchte nicht, dass diskutiert wird, ob sich meine Heilung rentiert oder nicht, möchte nicht, dass meine Familie wegen meiner Krankheit einen Kredit aufnehmen muss.

Daher bin ich froh über unser Sozialversicherungssystem, das mir die Versorgung, die ich brauche, garantiert. Und nicht nur mir, sondern auch jenen, die finanziell nicht so gut gestellt sind. Denn Armut macht krank. Wer unter der Armutsgrenze lebt, weist einen dreimal schlechteren Gesundheitszustand auf
als Menschen mit hohen Einkommen. Und auch wenn noch immer 100.000 Menschen in unserem Land ohne Sozialversicherung leben, ist es hier besser als anderswo. Besser als in der Schweiz, wo 85 Krankenversicherungen ihre Leistungen anbieten - mit wenig Grundleistungen und vielen Zusatzversicherungen, die vor allem für Gesunde in Frage kommen.
Auch in den Niederlanden müssen sich die Versicherten mit knapp kalkulierten Basispaketen zufriedengeben. Und in den USA sind 16 Prozent der Bevölkerung gar nicht versichert - eine chronische Krankheit oder eine dringend notwendige Operation können dort den finanziellen Ruin einer ganzen Familie bedeuten.

Weil die Medizin aber gigantische Fortschritte macht und wir alle immer älter werden, steigen auch die Ausgaben für Gesundheit in den Industrieländern. Da und dort werden Stimmen laut, dass wir uns unser Gesundheitssystem nicht mehr leisten können. Einige schreien nach Privatisierung. Nur in den USA, der Schweiz und den Niederlanden zahlen die Menschen mehr für Gesundheit aus der eigenen Tasche als in Österreich, rechnen die ExpertInnen von Attac Austria vor, nämlich fast 30 Prozent. Die hohen Selbstbehalte treffen vor allem chronisch und mehrfach erkrankte Menschen. Für die im Gesundheitswesen Beschäftigten bedeutet der Spardruck enorme Belastungen.
Dabei ist unser Gesundheitssystem nicht zu teuer. Gesundheit wäre also bezahlbar. Unser Land wird reicher und könnte sich deshalb mehr Gesundheit leisten. Das System wäre solidarisch finanzierbar z. B. durch Einbeziehen aller Einkommensarten.

Das kann ich mir ja auch vom Christkind wünschen.

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