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Die Globalisierungsmacher Buchtext: TAZ Verlag: Edition le monde diplomatique; »Die Globalisierungsmacher«. ISBN: 978-3-937683-14-0. Zum Preis von EUR 8,70 in der ÖGB-Buchhandlung erhältlich.

Die Globalisierungsmacher

Bücher

Globalisierung ist kein Schicksal. In einem spannenden Heft stellt die Reihe Edition le Monde Diplomatique einige der Akteure vor.

Schon vor dem ersten Weltkrieg war die Weltwirtschaft vernetzt, wie später erst wieder gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Allerdings: Arbeitsplätze konnten damals nicht ins Ausland verlagert werden. Heute wird die Globalisierung zunehmend auch als Bedrohung für jene wahrgenommen, die früher von ihr profitierten: Die Mittelschichten Europas und Nordamerikas.
»Globalisierung fällt weder vom Himmel, noch ist sie ein Produkt des unsichtbaren Marktes«, schreibt die Berliner Journalistin Nicola Liebert im Editorial des 111 Seiten umfassenden Heftes »Die Globalisierungsmacher: Konzerne, Netzwerker, Abgehängte«. »Nicht nur von multinationalen Konzernen, auch von Politikern und Händlern, von Arbeitern und Gewerkschaften, von internationalen Organisationen und Nichtregierungsorganisationen.«
Globalisierungsgeschichte
Das ist nicht neu. Neu ist die interessante Form, wie die unterschiedlichen Akteure der Globalisierung dargestellt werden. In 26 spannend zu lesenden Aufsätzen wird die aktuelle Globalisierungsgeschichte in sieben Kapiteln zusammengefasst und von einer Chronik der wichtigsten Eckdaten ergänzt.
Ausgangspunkt sind die vaterlandslosen Gesellen der Corporate Players, die über mehr Geld und Macht verfügen als viele Regierungen. Der US-Konzern General Electric etwa, an dem sich der Wandel vom alten, paternalistischen Kapitalismus zum modernen Shareholder-Value-Konzept exemplarisch nachvollziehen lässt und der jährlich so viel erwirtschaftet wie ganz Argentinien. Oder der Einzelhandelsriese Wal-Mart, der größte Arbeitgeber der Welt. Er macht vor, wie man in der globalen Wirtschaft Erfolg hat. Die Gewerkschaften bekämpfen, die Produktion in Billiglohnländer verlagern, die Lieferanten unter Druck setzen und mit effizienter Kommunikation für ein gutes Image sorgen. Auch der Möbelmulti Ikea, der sich gern seiner strengen Verhaltensregeln rühmt, zeigt bei näherer Analyse seine Schwachstellen. Zwar hat der schwedische Konzern die Kinderarbeit - zumindest in seinen eigenen Betrieben - beseitigt.
Geld und Macht
Eine im Auftrag der niederländischen Gewerkschaft FNV 2003 durchgeführte Untersuchung von zehn Zulieferfirmen zeigte jedoch erhebliche Mängel. Am häufigsten waren die Verstöße gegen die gewerkschaftliche Organisationsfreiheit und das Recht auf Kollektivvertragsverhandlungen.
Von den Konzernen geht der informationsreiche Streifzug weiter zum Kapitel die »Herren des Geldes«. Untersucht werden die aggressiven Hedgefonds und die Risiken, die sie für das internationale Finanzsystem bedeuten. Schließlich sind ihre Manager wahre Spielernaturen, die Folgen, wenn sie zu hoch pokern, sind kaum vorstellbar.
Analysiert werden unter dem Titel »Eine milde Form des Sozialismus« auch die US-amerikanischen Pensionsfonds, die schon 1950 die Finanzwelt erober-ten. Mit ihrer Finanzmacht nehmen die Fonds Einfluss auf Firmen und Politik: Theoretisch im Sinne einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung. Die Praxis, so zeigt der Aufsatz im Heft, sieht
anders aus.
Nicht unbekannt sind die Arbeitsbedingungen auf südamerikanischen Bananenplantagen und das Phänomen der »cosmobilen« Putzfrauen, die den häuslichen Dienstleistungssektor der westlichen Welt umstrukturieren. Interessant jedoch, dass das GastarbeiterInnentum auch ins Internet Einzug gehalten hat, wo für die meisten Online-Dienste Hungerlöhne bezahlt werden.
Kritisch wird die Rolle der Gewerkschaften beleuchtet: »Das Kapital ist längst globalisiert - die Arbeiterbewegung hinkt mühsam hinterher«, heißt es im Kapitel »Die Arbeiterführer«. Zwar sei der Internationale Gewerkschaftsbund neu gegründet worden, die Zusammenarbeit der nationalen Gewerkschaften aber bleibe schwierig.
Berichte über die Aufmüpfigen im globalen Getriebe, wie etwa die kampfbereiten Gewerkschafter in einer Konfektionsfabrik in El Salvador oder die ecuadorianische Anti-Weltbank-Bank zeigen die Möglichkeiten einer menschlichen Form der Globalisierung. Mit dem Kapitel »Die Organisierten« endet die Reise mit der Hoffnung auf einen Neubeginn.  
G. M.

KONTAKT
Dieses Buch kann in der ÖGB-Fachbuchhandlung, 1010 Wien, Rathausstraße 21, Tel.: 01/405 49 38-109 bestellt werden.


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Mehr Infos unter:
www.monde-diplomatique.de

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