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Georg Michenthaler Georg Michenthaler, Projektleiter für den Bereich Arbeitsweltforschung bei IFES
Grafik 3/4

Kommentar | Wo bleibt die Work-Life-Balance?

Meinung

Ein wesentliches Element der Lebensqualität von Berufstätigen ist, ob noch genügend Raum für private und familiäre Interessen bleibt.

Sozial verantwortliche Unternehmen sehen eine zentrale Aufgabe darin, für eine ausgeglichene Work-Life-Balance ihrer MitarbeiterInnen zu sorgen, nicht zuletzt, um sich deren Loyalität und Motivation zu versichern. Wie ist es nun um die Zufriedenheit um die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben in Österreich bestellt? Präzise Auskunft darüber gibt eine Sonderauswertung des Österreichischen Arbeitsklimaindex, der von IFES im Auftrag der Oberösterreichischen Arbeiterkammer vierteljährlich in repräsentativen Stichproben österreichischer Beschäftigter erhoben wird.
Für die folgenden Auswertungen wurden die letzten elf Erhebungswellen seit 2005 mit insgesamt rund 10.000 Befragten herangezogen. Demnach sind 37 Prozent der heimischen Beschäftigten - 35 Prozent der Männer und 39 Prozent der Frauen - mit der Vereinbarkeit »sehr zufrieden«. Sie vergeben dafür den Wert eins auf der fünfteiligen Notenskala. Insgesamt 47 Prozent benoten die Zufriedenheit mit der Vereinbarkeit mit dem Wert zwei, lediglich 17 Prozent mit einem Wert von drei bis fünf. Im Allgemeinen - so die Schlussfolgerung - finden also die Beschäftigten in Österreich neben ihrer Arbeit ausreichend Zeit für ihre privaten und familiären Interessen und Verpflichtungen (siehe Grafik 1).
Dass es aber sehr wohl bedeutsame Gruppen unter den heimischen Beschäftigten gibt, die Beruf und Familie nur schwer unter einen Hut bringen können, zeigt ein Blick auf die Details.
Auf die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben haben eine Reihe von Faktoren Einfluss, die einerseits persönlichen Bedürfnislagen und familiären Rahmenbedingungen, andererseits betrieblichen Voraussetzungen zuzurechnen sind.
Sorgepflichten für Kinder zu haben, bedeutet, die individuelle Arbeitszeit flexibler gestalten zu müssen. Falls der Betrieb darauf keine Rücksicht nimmt, oder keine alternativen Betreuungspersonen einspringen können, kommt es notwendigerweise zu Vereinbarkeitsproblemen.
Wie die folgende Darstellung zeigt, wird ein Kind im Haushalt nur für die Männer als Beeinträchtigung ihrer Zufriedenheit mit der Vereinbarkeit erlebt: Der Anteil derjenigen, die dafür die Noten drei bis fünf vergeben, steigt leicht von 17 auf 19 Prozent.
Verantwortung für den Nachwuchs
Das Bild ändert sich deutlich, wenn mehr als ein Kind zu betreuen ist: Während die Unzufriedenheit der Männer nur leicht zunimmt, sind nunmehr jedoch 23 Prozent der Frauen gegenüber 16 Prozent jener ohne Kinder im Haushalt mit der Vereinbarkeit nicht zufrieden. Das ist ein klares Indiz dafür, wem im familiären Gefüge die Verantwortlichkeit für den Nachwuchs im Regelfall zukommt. Noch schlechter gestellt sind weibliche Alleinerzieherinnen, von denen mehr als ein Viertel (28 Prozent) Beruf und Privatleben bzw. Familie nur schwer vereinbaren können (Grafik 2). Höhere Arbeitszeit wirkt sich auf die Vereinbarkeit negativ aus: Nur zehn Prozent der teilzeitbeschäftigten Männer und 13 Prozent der Frauen bis maximal 35 Stunden Wochenarbeitszeit äußern sich in diesen Punkten unzufrieden, aber 18 Prozent der Vollzeitbeschäftigten insgesamt (Grafik 3).
Noch gravierendere nachteilige Effekte als das Arbeitsausmaß auf die Zufriedenheit mit der Vereinbarkeit haben ungünstige Arbeitszeitregelungen und -lagen, insbesondere dann, wenn sie die Planbarkeit beeinträchtigen: So reduzieren ganz allgemein unregelmäßige Arbeitszeiten die Work-Life-Balance, insbesondere aber auch Schicht- und Turnusarbeit. Im zweiten Fall sind wieder die Frauen in einem besonderen Ausmaß davon betroffen.Von den Beschäftigten, die häufig am Sonntag arbeiten müssen, sind knapp ein Drittel mit der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben nicht zufrieden (Grafik 4).
Wenn nun noch mehrere der beschriebenen einschränkenden Faktoren zusammentreffen, erreichen die Belastungen u. U. ein Ausmaß, das als Ausflucht nur noch einen Berufswechsel oder überhaupt einen Ausstieg aus der beruflichen Tätigkeit offenlässt. So ist mit 46 Prozent fast jede zweite vollzeitbeschäftigte Frau mit zumindest einem Kind, die zudem häufig Sonntagsarbeit leistet, mit der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben nicht zufrieden.
Georg Michenthaler

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