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Ungarn | Wunsch und Wirklichkeit auf dem Arbeitsmarkt

INTERNATIONALES

Das bittere Erwachen der ungarischen Jugendlichen | die Beschäftigungssituation wird immer trister - ausländische Unternehmen sind die beliebtesten.

Junge Menschen träumen gerne. Das ist gut so. Doch sollten die irrealen Träume tunlichst wenig mit Beruf und Arbeitsmarkt zu tun haben. Leider ist das in Ungarn nicht der Fall. Das Budapester Meinungsforschungsinstitut »KRC Research« und Opel haben im Rahmen einer internationalen Untersuchung auch die Beschäftigungsvorstellungen ungarischer Jugendlicher analysiert.

Dabei stellte sich heraus, dass fast zwei Drittel der jungen Magyaren - knapp über 20 - einen Arbeitsplatz suchen, der »leicht und lustig« ist und darüber hinaus auch gut entlohnt wird.

Mulatság

Während nämlich für gleichaltrige Spanier die Entlohnung bedeutend wichtiger ist als die »lustvolle Arbeit«, italienische, deutsche und englische »Jobanfänger« sich weder einen lustigen noch einen gut bezahlten Arbeitsplatz wünschen, dafür auf Karrieremöglichkeiten größten Wert legen, denken die jungen Ungarn weder an Karriere noch an Sicherheit am Arbeitsplatz, sondern ausschließlich an »Lust, Laune und Lohn«. - Mulatság über alles.

81 Prozent der großstädtischen Jugend in Ungarn wollen, dass ihr Arbeitsplatz »unterhaltsam« sei; was man unter diesem unerfüllten Wunsch auch verstehen mag.

Die Ungarn, vor allem die Älteren, gehören zu den Fremdsprachenmuffeln; nicht einmal ein Fünftel der Bevölkerung beherrscht eine Fremdsprache. Dieses Manko wiederum erkennen die Jugendlichen, und deshalb sehen die meisten unter den Befragten im Sprachunterricht »keine lästige Pflicht«, sondern ein »erstrebenswertes Ziel«. In keinem anderen untersuchten Land wollen so viele junge Menschen »mindestens eine Fremdsprache erlernen« wie in Ungarn. Abgesehen von dieser löblichen Erkenntnis verharren die meisten (81%) der jungen Ungarn in ihrer Traumwelt, da sie neben »Unterhaltung und guter Bezahlung« auch noch »viel Freizeit« wünschen. - Irrealistischer geht es wirklich nicht mehr.

Auch Absolventen arbeitslos

Unter den arbeitslosen Jobanfängern gibt es in Ungarn leider auch viele Uni-Absolventen. Vor allem angehende Gymnasiallehrer sind ohne Anstellung, aber auch Wirtschaftsabsolventen stehen nach ihrem Uni-Abschluss vor einem existentiellen Nichts.
Die meisten jugendlichen Arbeitslosen sind allerdings Schulabbrecher bzw. mindestqualifiziert. Ihre Zahl wächst jährlich um rund 5000 unter den 50.000 jungen Menschen ohne Arbeit und Beschäftigung.

Junge Berufsanfänger, aber auch Arbeitnehmer unter 40, würden am liebsten bei ausländischen Firmen und Unternehmen in Ungarn arbeiten, laut einer Untersuchung der Beratungsfirma »Hewitt Human AG«. Bis jetzt suchten viele Ungarn einen Arbeitsplatz im öffentlichen Sektor. Doch durch die krassen Budgetmaßnahmen der Regierung, aber auch der Kommunen, stehen ausländische Arbeitgeber hoch im Kurs. Hewitt-Human hat auch die beliebteste Branche ermittelt. Den »Sieg« trugen dabei Unternehmen der Energiewirtschaft davon. Das nicht so sehr deshalb, weil sie ihre Mitarbeiter gut bezahlen, sondern vor allem deshalb, weil sie transparente Strukturen haben und eine breite unternehmerische Informationspolitik bevorzugen.
Im Gegensatz zu den irrealen Wünschen junger Berufsanfänger schätzen die meisten ungarischen Arbeitnehmer ein »offenes Klima« am Arbeitsplatz.  Bevorzugt bedacht von den befragten Arbeitnehmern werden nicht nur Unternehmen der E-Wirtschaft, sondern quer über den gesamten Arbeitsmarkt.

Widerspruch erwünscht

So nahm voriges Jahr das Budapester Unternehmen »GlaxoSmithKline AG« den ersten Platz unter den beliebtesten Unternehmen ein, dessen Generaldirektor, György Leitner, in einem Interview mit der ungarischen Wirtschaftswochenzeitung HVG offen erklärte: »Ich bevorzuge kritische Mitarbeiter und unterstütze jeden, der mir logisch und berechtigt widerspricht.«

Unzufrieden sind vor allem ungarische Arbeitnehmerinnen mit der Unvereinbarkeit zwischen »Arbeit und Familienleben«. Dieses Problem haben männliche Beschäftigte nicht. Auch mit dem »Stress am Arbeitsplatz« werden Frauen in Ungarn schwerer fertig als ihre männlichen Kollegen.

Ein Gutteil der ungarischen Arbeitnehmer erwartet einerseits vom EU-Beitritt ihres Landes eine Zunahme der »guten ausländischen Unternehmen« in Ungarn, andererseits befürchten sie eine vermehrte Arbeitslosigkeit. Wie man diesen Widerspruch löst, das wissen die meisten Ungarn, alters-, geschlechts- und bildungsunabhängig, allerdings nicht.

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