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Frauen und Arbeitsmarkt: Ein schwieriges Verhältnis

GESELLSCHAFTSPOLITIK

Frauen über politische und weltanschauliche Grenzen hinaus eine Stimme zu geben, war eines der Anliegen von Hertha Firnberg und Lola Solar, als sie 1969 den Österreichischen Frauenring gründeten. Die zentralen Anliegen des Frauenrings sind Wahrung von Frauenrechten und Gleichbehandlung der Geschlechter.

Mit mehr als 40 Mitgliederorganisationen - darunter die ÖGB-Frauen und die Frauenabteilung der Arbeiterkammer Wien - ist der Österreichische Frauenring heute die größte Plattform österreichischer Frauenorganisationen und vertritt in Summe eine Million Mitglieder.

Die Themen des Frauenrings haben sich in den letzten 36 Jahren nicht wesentlich geändert. Nach wie vor klafft die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern weit auseinander. »Das Netto-Jahreseinkommen der Frauen entspricht 68,8 Prozent des Netto-Jahreseinkommens der Männer«, rechnet Arbeitsmarktexpertin des WIFO, Gudrun Biffl, den Teilnehmerinnen an der Frauenring-Diskussion »Frauen und Arbeitsmarkt - ein schwieriges Verhältnis« vor.

Die Expertin weiß auch warum das so ist. »Zum Teil ist die höhere Teilzeitbeschäftigung der Frauen daran schuld.« Die ist seit 1995 auch noch gestiegen. Während damals 26,8 Prozent der erwerbstätigen Frauen Teilzeit arbeiteten, waren es 2003 bereits 37,7 Prozent. Im Vergleich dazu der Schnitt der EU 15: 1995 arbeiteten 31 Prozent der Frauen Teilzeit, also mehr als in Österreich. 2003 waren es 34,1 Prozent und damit weniger als bei uns. Der Anteil Teilzeit arbeitender Männer lag sowohl im Jahr 1995 mit 3,8 Prozent als auch 2003 mit 5,5 Prozent unter dem EU-Durchschnitt (1995: 5,2 Prozent; 2003: 6,7 Prozent).

Kurze Karrierephase

»Gerade die teilzeitbeschäftigten Frauen verdienen merklich weniger als Männer, die Teilzeit arbeiten, und zwar um fast 38 Prozent«, erklärt die Wirtschaftsforscherin: »Im öffentlichen Dienst verdienen sie sogar weniger als die Hälfte.« Teilzeit gehöre mittlerweile zum ganz normalen Lebensmuster von Frauen, nicht zuletzt wegen des Kindergeldes. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie lässt sich anders kaum meistern. Gudrun Biffl: »Keine Frage, viele Frauen wollen auch Teilzeit - aber welche Form von Teilzeit?« Denn sehr oft verschließt Teilzeit den Zugang zu Weiterbildung, die entscheidend für die Karriere ist und sich aufs Einkommen auswirkt. »Einer Mutter bleibt wenig Zeit für die Karriere: In der Haupterwerbszeit hat sie die Kinder und arbeitet oft Teilzeit und mit 60 Jahren soll sie dann schon in Pension gehen. Da kommt man nicht weit auf der Karriereleiter und das wirkt sich wieder auf die Pension aus«.

Frauenbranchen - Männerbranchen

Eine entscheidende Rolle spielt, laut Gudrun Biffl, dass Frauen nach wie vor in anderen - oft schlechter bezahlten - Branchen und Berufen tätig sind als Männer. »Die PISA-Studie hat erwiesen, dass Mädchen nicht automatisch in den Naturwissenschaften schlechter abschneiden müssen. In vielen Ländern haben sie sich besser geschlagen«, erläutert die Wirtschaftsforscherin, »in Österreich schlechter. Das hängt sehr mit dem Schulunterricht zusammen. Ich glaube auch, dass Mathematik-Textaufgaben oft eher an Bubendenken angepasst sind.« Dazu kommt, dass das Erstausbildungssystem in Österreich nicht mit dem Erwachsenenbildungssystem koordiniert sei.

Erwachsenenbildung ist das Thema für Manuela Vollmann, Geschäftsführerin von abz austria. Seit über zehn Jahren existiert der Verein zur Förderung von Arbeit, Bildung und Zukunft von Frauen, der sich in Sachen Qualifizierung von Frauen einen Namen gemacht hat. »Wir unterstützen natürlich auch Frauen beim Ergreifen nicht traditioneller Berufe«, betont sie und verweist auf die Zusammenarbeit mit der Cisco-Academy bei der Ausbildung von Netzwerktechnikerinnen. Das abz habe die Erfahrung gemacht, dass sich die Einkommensschere über Qualifizierungen steuern lässt, erklärt Manuela Vollmann: »Ganz eindeutig bringt mehr Wissen und Können mehr Selbstvertrauen, einen besseren Zugang zum Arbeitsmarkt und letztlich mehr Einkommen. Aber viele Frauen haben keinen Zugang zu Weiterbildung. Provokant ausgedrückt: In Österreich musst du arbeitslos werden, um in den Genuss von Erwachsenenbildung zu kommen.« Erwachsenenbildung sei aber essentielle Arbeitsmarktpolitik.

»Die Frauen, die zu uns in die Kurse kommen, haben oft mehr Probleme als die Arbeitslosigkeit«, erklärt die Erwachsenenbildnerin: »Viele Migrantinnen sprechen nicht ausreichend Deutsch. Sie leiden unter familiären Zusatzbelastungen und sind oft nicht langzeitarbeitslos - das heißt, sie können an einigen Projekten nicht teilnehmen.« Manuela Vollmann verwies auch auf das neueste Projekt von abz austria: abz work! Mittels dieser Personalvermittlung werden Frauen maßgeschneidert auf die Bedürfnisse eines Unternehmens vermittelt und haben dadurch auch die Chance, in einem Unternehmen zu bleiben. »Dabei können wir natürlich nicht jede Frau nehmen«, erklärt Vollmann: »Und so müssen wir uns permanent fragen, welche Qualifizierung ist optimal? Ist der Computerführerschein ECDL schon eine Qualifizierungsmaßnahme?«

In der abschließenden Diskussion forderten die anwesenden Frauen einen besseren Zugang von Frauen zu Bildung und Teilzeitarbeit für Männer attraktiver zu machen. »Teilzeit muss nicht 50 Prozent sein, sie kann auch 70 Prozent betragen«, erklärte Gudrun Biffl. Manuela Vollmann abschließend: »Da gab es doch einmal die gute alte Halbe-Halbe-Idee bei der Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit.«

K. K.

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