topimage
Arbeit&Wirtschaft
Arbeit & Wirtschaft
Arbeit&Wirtschaft - das magazin!
Blog
Facebook
Twitter
Suche
Abonnement
http://www.arbeiterkammer.at/
http://www.oegb.at/

AUVA und privates Versicherungssystem | Da beißt sich die Katze in den Schwanz

MEINUNG

A&W-Gespräch mit Karl Klein, Vizepräsident des ÖGB und Obmann-Stellvertreter der AUVA, über die Pläne, aus der Gesundheit von uns allen Profit zu schlagen

Arbeit&Wirtschaft: Welche Bedeutung hat die AUVA in unserem Sozialsystem?
Karl Klein: Sie ist eine in Europa fast beispiellose Institution zur Ablöse der Haftung der Unternehmer, die diese gegenüber Arbeitsunfällen ihrer Mitarbeiter tragen. Mathematiker des Versicherungsverbandes haben errechnet, dass eine ähnlich kompakte Versicherung, wie sie die AUVA anbietet, in einem privaten Versicherungssystem einen Beitrag in Höhe von etwa 24 Prozent der Lohnsumme erfordern würde. Derzeit zahlen die Firmen 1,4 Prozent.

Warum will dann aber die Wirtschaftsseite mit PPP- oder anderen Modellen in das Geschäft der AUVA einsteigen?
Man ist draufgekommen, dass das Gesundheitswesen immer wichtiger wird und man in diesem Bereich Geschäfte machen kann, wenn man zwei Dinge tut: Man muss versuchen, die schweren Fälle vom Staat und die leichten Fälle privat finanzieren zu lassen. Wenn man Rosinenklauberei betreibt, dann kommt man gut über die Runden.

Was wären die Konsequenzen?
Die AUVA hat die gesetzliche Auflage, »mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln« Heilbehandlung und Rehab durchzuführen, das heißt sie bietet absolute Spitzenmedizin an. Von dieser gesetzlichen Auflage will der ÖGB nicht weg, denn in der normalen Heilbehandlung heißt es nur »mit allen geeigneten Mitteln«. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Der AUVA gelingt es mit dieser absoluten Spitzenmedizin, auch Schwerstgeschädigte wieder fast vollständig zu rehabilitieren.

Was unternimmt die AUVA gegen die Begehrlichkeiten?
Die Frage ist, ob mit PPP- oder anderen Modellen zu vergleichbaren Kosten die selbe Leistung und Qualität zu erreichen ist. Die AUVA hat von einem unabhängigen Unternehmensberater extern die verschiedensten am Markt diskutierten Modelle vergleichen lassen. Ergebnis: Wenn die AUVA einige Organisationsänderungen wie den gemeinsamen Einkauf von Medikamenten und Geräten umsetzt und ihre wirtschaftliche Koordination verbessert, hätte sie in etwa die gleiche Kostensituation wie PPP- oder Hundertprozent-Tochter-Modelle. Letztere hätten überdies den Nachteil, dass die AUVA zusätzliche Overhead-Kosten hätte, aber nicht mehr den selben Einfluss auf die Führung der Spitäler wie bisher. Trotzdem müsste sie aber die völlige Finanzierung allfälliger Abgänge übernehmen. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.

Und wie steht der ÖGB dazu?
Wir wollen, dass die AUVA auch weiterhin kompakt mit ihren vier Säulen bestehen bleibt: Unfallheilbehandlung, Rehabilitation, Berentung, Prävention. Es ist ein Aberglaube, anzunehmen, dass eine privatrechtliche Struktur an der Kostensituation etwas ändert. Ein Akutspital, und das ist ein UKH, kann man nicht mit Gewinn führen. Die große Gefahr, die ich sehe ist, dass die Qualität der Unfallheilbehandlung unter diesen Diskussionen leidet. Die AUVA sorgt dafür, dass Menschen nicht nur wieder hergestellt, sondern auch sozial rehabilitiert werden.

(Mit Karl Klein sprach Wilfried Leisch.)

Teilen |

(C) AK und ÖGB

Impressum