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Standpunkt | Schicksal, Resignation und Herausforderung

MEINUNGEN

Einkommen und Auskommen, Binnennachfrage, Löhne und Steuern: Packen wir’s an?

Still schleicht das Schicksal
Herum auf der Welt,
Der eine hat den Beutel,
Der andere, der hat’s Geld«,
sagt unser unübertrefflicher Johann Nepomuk Nestroy.

Und bei Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, wie ist das Schicksal da geschlichen in den letzten Jahren? Ist Ihr Einkommen in den letzten Jahren auch objektiv geschrumpft oder sind Sie vollauf zufrieden? Merken Sie was von der Umverteilung von unten nach oben?

Der gute Ferdinand Raimund sieht das mit dem Schicksal anders. Es schleicht nicht, sondern es hobelt, meint er im Verschwender:

»Da ist der allerärmste Mann
Dem andern viel zu reich.
Das Schicksal setzt den Hobel an
Und hobelt alle gleich.«

Das Schicksal schleicht nicht und hobelt auch nicht. Oder vielleicht doch? Wenn wir dann alle gleich sind, dann spüren wir eh nix mehr, obwohl einige wiederum sagen, im Jenseits kommt dann wieder die Abrechnung nach dem Leistungsprinzip.

Eines ist aber ist ganz gewiss: Was unsere Löhne betrifft, so haben die mit dem Schicksal eher wenig zu tun, sondern es sind die Verhandlungsgremien für die Kollektivverträge, die hier entscheiden, manchmal sogar mit direkter Befragung der betroffenen Gewerkschaftsmitglieder.Sie können auch gleich zu Seite 41 dieses Heftes blättern und beim Verbraucherpreisindex nachschauen, um wie viel er gestiegen ist. Also: Wie hoch ist ihre letzte Kollektivvertragserhöhung? Sind Sie zufrieden?

Nichts mit dem Schicksal hat auch die Steuerbelastung zu tun: 1975 machten die Gewinnsteuern 17,4 Prozent der Staatseinnahmen aus und die Lohnsteuer 18 Prozent der Staatseinnahmen, 2005 (laut dem Budget) ist die Verteilung 13,4 Gewinnsteuer und 30,2 Lohnsteuer.

Merken Sie was? Umverteilung, jawohl: »... die einen haben den Beutel, die anderen das Geld ...«

Dazu sagt unser ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch: »Wer kann denn tatsächlich zur besseren Finanzierung der sozialen und gesellschaftlichen Notwendigkeiten beitragen? Können das immer nur die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer? Oder muss es hier nicht wieder zu einer gerechteren Verteilung kommen zwischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und Arbeitgebern?«

Der Steuersatz bei der Körperschaftsteuer, also die Gewinnsteuer für die Kapitalgesellschaften (Aktiengesellschaften und Gesellschaften mit beschränkter Haftung) wurde radikal abgesenkt, und zwar von 34 Prozent auf 25 Prozent.

Wenn Sie sich nun das oben erwähnte Verhältnis von Gewinnsteuer und Lohnsteuer vor Augen halten. Also, was sagen Sie dazu?

Unser Fritz Verzetnitsch meint, wir haben Herausforderungen genug ... »Wir müssen sie nur anpacken. Denn wenn wir sie nicht anpacken, dann packen sie andere vielleicht gegen uns an.« Oder wollen Sie auch zu Nestroys größter Nation gehören, der Resignation?

Autos kaufen keine Autos, heißt es, und wenn über die fehlende Binnennachfrage gejammert wird, so können wir alle dieses Gejammer nicht mehr hören, vor allem wenn dieselbe Wirtschaft von Vorsicht und Zurückhaltung bei den Löhnen spricht.

Wer Konsumenten in Europa haben will, muß diesen Konsumenten auch die Möglichkeit geben, hier unter fairen Bedingungen zu arbeiten und auch ein Einkommen zu haben, mit dem man auskommen kann.

Und wenn es immer wieder heißt, die Arbeit ist im Osten billiger, dann können wir nur sagen, die Manager sind dort auch billiger. Sollen sie doch dort hingehen und dort leben!

Siegfried Sorz

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