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Standpunkt | Wunschkonzert der Bocksgesänge

MEINUNGEN

Was alles müssen wir uns noch bieten lassen? Wie geht es weiter? Sind wirklich alle Fragen offen?

Die Unternehmer klagen. Und klagen. Und klagen.
Die Arbeit ist zu teuer.
Jetzt sollen wir mehr arbeiten. Natürlich ums selbe Geld. Dabei sind sie ja noch großzügig, die Unternehmer. Zumindest versuchen sie uns das einzureden. Sie nehmen uns nichts weg. Nur ein bisserl mehr arbeiten sollen wir halt. Damit die Arbeit wieder ein bisserl billiger wird. Und die Profite ein bisserl steigen tun.

Die Experten sagen ihnen zwar immer, und ganz langsam und deutlich: Das bringt nix! Wer soll denn das Zeugs kaufen, das produziert wird, wenn die - potentiellen - Käufer immer weniger kriegen? In der Sprache der Experten heißt das: »Einen Nachfragemangel kann man nicht durch Kürzung der kaufkräftigen Nachfrage beheben.« (Siehe zum Beispiel Seite 8 dieses Heftes: »Lohnsenkung durch die Hintertür«.)

Der alte Schmäh

Allen logischen Einwänden zum Trotz gehen die Bocksgesänge der Unternehmerseite aber munter weiter. Wenn es nicht die Wochenarbeitszeit als solche ist, dann zumindest ein bisserl weniger Urlaub oder zumindest ein paar Feiertage weniger.

Und wenn sonst nichts mehr geht, kommt wieder der alte Schmäh, dass ein Teil des Arbeitslohnes zu Nebenkosten erklärt wird, die es auf jeden Fall zu senken gilt: die alte Leier von den Lohn-nebenkosten, die uns seit Jahren in den Ohren klingt und die durch die Wiederholung auch nicht glaubwürdiger oder überzeugender wird.

Die Umverteilung geht munter voran

Was die Einkommen betrifft, haben die Arbeitnehmer ein Zehntel weniger als vor fünfzehn Jahren (die bereinigte Lohnquote hat in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich abgenommen).

Was die Steuern betrifft, sind die Arbeitnehmer mehr belastet als je. Die Nettolohnquote ist im Vergleich zur Bruttolohnquote noch stärker gefallen. Das Kapital wird ganz einfach besser behandelt als Arbeit, ein immer kleiner werdender Teil der Gesamteinkommen in Österreich kommt den unselbständig Beschäftigten zugute und ein immer größer werdender Teil den Gewinnen und Erlösen selbständiger Unternehmer und des Kapitals.

Was die Pensionen betrifft, ist man dabei, wieder ein ordentliches Stück abzuschneiden. Detto bei der Gesundheitsversorgung.

Wer bedient sich aus dem Steuertopf?

Wem gibt man, wem nimmt man?

Und wer ist daran interessiert, die Arbeitslosenrate hoch zu halten, eine Reservearmee von arbeitslosen Lohnabhängigen zu haben? Und diejenigen, die noch in Lohn und Brot stehen, mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes zu bedrohen?

Die Dinge sollten beim Namen genannt werden: eine Erpressung ist eine Erpressung. Und die Arbeitslosigkeit hat nichts mit etwaigen überzogenen Einkommensansprüchen der unselbständig Beschäftigten zu tun. Die industrielle -Reservearmee gehört zum System. Vollbeschäftigung hätte für die Unternehmer negative Konsequenzen: Ihre Verhandlungsposition gegenüber den Gewerkschaften wäre geschwächt, und die Entlassung als Disziplinarmaßnahme würde auch ihre abschreckende Wirkung verlieren. Mit einem Wort, die arbeitenden Menschen würden sich weniger gefallen oder bieten lassen.

Appelle an das Gerechtigkeitsgefühl oder etwaige ethische Prinzipien greifen zu kurz. Was zählt, ist was anderes, »weil jeder so viel Recht hat, als er Macht hat«.

F A Z I T

Es ist nicht so, dass wir jetzt sagen müssten:

»Wir stehen selbst enttäuscht und sehnbetroffen
den Vorhang zu und alle Fragen offen ...«

denn dieses oft strapazierte Zitat geht weiter:
»... Der einzige Ausweg aus diesem Ungemach:
Sie selber dächten auf der Stelle nach ...
Verehrtes Publikum, los, such dir selbst den Schluss!
Es muss ein guter da sein, muss, muss, muss!«

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