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MEINUNGEN

Standpunkt | Das Maskottchen der Umverteilung von unten nach oben ist - eine Ente

Ein Standpunkt sollte nicht nur das sein, worauf man ständig stehen bleibt. Andrerseits tritt man anderen nie so auf die Füße, wie wenn man den eigenen Standpunkt vertritt.

Ist eine eigene Meinung heutzutage ein Luxus?

Eine Gesinnung ist noch mehr. Sie ist eine Haltung, die jemand einem anderen oder einer Sache gegenüber grundsätzlich einnimmt, also die geistige und sittliche Grundeinstellung eines Menschen.

In unserer Gesellschaft ist das heutzutage eher verpönt. Wenn es um Werte geht, dann werden diese Werte in Dollar und Cent oder in Euro und Cent gemessen.

Scrootch McDuck

Das heutige Ideal: eine Comic-Figur wie Dagobert Duck, der im Geld schwimmt. Wenn man ihm - sein eigentlicher amerikanischer Name ist Scrootch McDuck - also wenn man diesem Ententier in die Augen schaut, sieht man dort das Dollarzeichen funkeln.

Ausspruch eines Börsengurus: »Wenn’s um Geld geht, gibt’s nur ein Schlagwort: ,Mehr!’«

Was ist heute die größte Sünde? Nicht profitabel zu sein. Das Einzige, was zählt, sind Kosten und Nutzen und das Kalkül darüber, und wer dem nicht entspricht, der findet sich in einer Statistik wieder, als einer von jenen, die bereits abgeschrieben sind.

Ich höre jetzt dich, lieber Leser, in deinen imaginären Bart murmeln: Ja, natürlich gibt es noch andere Werte als das liebe Geld. Aber ohne Geld? Da gibt’s bekanntlich nicht einmal eine »Musi«.

Ja, sie haben recht, die das sagen. Sogar bei den Grundwerten unserer Demokratie geht es ums Geld, denn die Vielen haben die Stimme und die Wenigen das Geld.

»Der Neoliberalismus sucht die Problemlösung darin, die Kontrolle über die Ressourcen und deren Zweckwidmung den Marktmechanismen zu überlassen, wo eben nicht nach Köpfen, sondern nach Zahlungsfähigkeit abgestimmt wird.

Der moderne Staat hat aus sozialpolitischen Gründen die direkte Befriedigung diverser Grundbedürfnisse übernommen und setzt Ressourcen für Zwecke ein, die grob als Ver- und Entsorgung bezeichnet werden können. Dadurch werden den mit einer abnehmenden Grenzergiebigkeit von Investitionen konfrontierten Anlegern potenzielle Märkte vorenthalten, die infolge der unelastischen Nachfrage hoch rentabel sein können.

Die ganz große Gemeinheit

Privatisiert wird nicht, um auf eine Ressource zugreifen zu können, sondern um einen sicheren Gewinn erzielen zu können, um eine nicht genützte Profitchance zu aktivieren.«

Das alles können sie aber genauer nachlesen in dem Aufsatz von Erwin Weissel »Wer profitiert von der neoliberalen Wirtschaftsideologie« in der Zeitschrift WISO des Instituts für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (Schwerpunktausgabe »Chancen für alle oder Reichtum für wenige«).

Das Motto für den erwähnten Beitrag ist übrigens ein Zitat von Robert Musil, aus dem »Mann ohne Eigenschaften«:

»Die ganz große Gemeinheit entsteht heutzutage nicht dadurch, dass man sie tut, sondern dadurch, dass man sie gewähren lässt. Sie wächst ins Leere.«

Sehen Sie, liebe Leserin, und dort, wo diese Leere sich auftut, da müsste man ihr etwas entgegenstellen. Und da meine ich, das sollte eine Gesinnung sein, eine Gesinnung, die dafür eintritt, dass wir gemeinsam gewissen Tendenzen in unserer Gesellschaft entgegentreten.

Nicht halbherzig, sondern entschieden.

Den Angriffen auf unsere Lebens- und Arbeitsbedingungen muss entschiedener Widerstand entgegengesetzt und dem Ausverkauf öffentlicher Güter Einhalt geboten werden.

Den arbeitenden Menschen gebührt ein gerechter Anteil am gesellschaftlichen Reichtum. Die einfachen Hackler haben eine vierzigprozentige Abgabenquote und die Reichen und Superreichen zahlen - nichts. Steuerflucht oder Steuervermeidung für die die da oben - wir Fußvolk von unten zahlen uns dumm und dämlich. Fairness bei der Verteilung der Lasten des Staates ist dringend gefordert.

Diesen Standpunkt nehme nicht nur ich ein, sondern da habe ich viele Gesinnungsgenossen.

Siegfried Sorz

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