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Lehre mit Zukunft?

HINTERGRUND

Tausende Lehrstellensuchende und ein sich verschlechterndes System der beruflichen Bildung kennzeichnen diesen Herbst. Eine Entwicklung, die sich seit Jahren abzeichnet und jetzt einen traurigen Höhepunkt erreicht. In diesem Kontext werden die Forderungen von ÖGB, ÖGJ und AK im Zusammenhang mit der Lehrlingsausbildung dargelegt.

Seit Jahren geht das Angebot an Lehrstellen zurück. Es entwickelte sich ein großer Überhang an Lehrstellensuchenden gegenüber offenen Lehrstellen. Insbesondere zwischen 2001 und 2002 ist das Lehrstellendefizit stark angewachsen.

Ende Juni 2002 standen österreichweit 6491 Lehrstellensuchende (Lehrstellensuchende für sofort plus jugendliche Teilnehmerinnen und Teilnehmer in kurzfristigen Kursen) 2620 offenen Lehrstellen gegenüber. Verglichen mit Ende Juni des Vorjahres ist die Zahl der Lehrstellensuchenden um 32,7% gestiegen und die Zahl der offenen Lehrstellen um 3,9% gesunken. Besonders dramatisch stellt sich die Lehrstellensituation in Wien mit einer Steigerung von 55,7% bei den Lehrstellensuchenden dar (siehe Tabelle 1).

Jugendliche ohne betriebliche Ausbildungsplätze
Vergleich 30. 6. 2001 mit 30. 6. 2002 (ohne Arbeitslosengeldbezieher)
Bundesländer Teilnehmer an den Auffangnetzen (JASG) Jugendliche in Schulung (15 bis 19) Lehrstellen-
suchende für sofort
Lehrstellen-
suchende für sofort insgesamt
Offene Lehrstellen für sofort
Wien, 30. 6. 2001 380 496 237 733 125
Wien, 30. 6. 2002 382 466 675 1.141 150
Veränderung +2
(+0,5%)
-30 (-6,05%) +438
(+184,8%)
+408
(+55,7%)
+25 (+20%)
Österreich,
30. 6. 2001
3.057 2.669 2.223 4.892 2.727
Österreich,
30. 6. 2002
1.138 3.669 2.822 6.491 2.620
Veränderung -1.919 (-62,8%) +1.000
(+ 37,5%)
+599
(+27%)
+1.599
(+32,7%)
-107 (-3,9%)

Quelle: Statistik des AMS Österreich und Umfrage bei den Arbeiterkammern

Für den Bedarf an Fachkräften in der Wirtschaft sowie hinsichtlich des Lehrstellenmangels fällt besonders ins Gewicht, dass das Lehrstellendefizit in Lehrberufen sehr hoch ausgeprägt ist, die in Wachstumsbranchen der Wirtschaft von starker Bedeutung sind. Insbesondere in den IT-Berufen (EDV-Techniker/in, Kommunikationstechniker/in, Medientechniker/in) gibt es eine große Lücke an Ausbildungsplätzen, obwohl in den entsprechenden Branchen ein sehr hoher Bedarf an ausgebildeten Fachkräften besteht.

Der Überhang von Lehrstellensuchenden an offenen Lehrstellen ist insbesondere auf einen Mangel an Lehrstellenangeboten zurückzuführen. Die Wirtschaft zieht sich zunehmend aus der Lehrlingsausbildung zurück. Das wird aus einem Vergleich des Lehrlingsstandes zwischen 31. 12. 1991 und 31. 12. 2001 deutlich (Tabelle 2).

Veränderung des Lehrlingsstandes im Vergleich 1991-2001
Jahr Lehrlings-
zahl gesamt
Gewerbe Industrie Handel Geld-, Kredit- u. Versicher-
ungswesen
Transport, Verkehr u. Tele-
kommuni-
kation
Fremden-
verkehr
Nicht-
kammer-
betriebe
1991 141.099 74.499 21.327 25.080 759 2.711 12.767 3.956
2001 122.167 65.734 14.905 19.566 897 2.318 12.974 5.773
Unterschied -18.932
(-13,42%)
-8.765
(-11,77%)
-6.422
(-30,12%)
-5.514
(-21,99%)
+138
(+18,19%)
-393
(-14,50%)
+207
(+1,63%)
+1.817
(+45%)

Quelle: Lehrlingsstatistik der Wirtschaftskammer Österreich

Insgesamt ist die Zahl der angebotenen Lehrverträge im 10-Jahres-Vergleich um 13,4% gesunken. Ein starker Rückgang war in der Sektion Industrie zu verzeichnen, wobei beinahe ein Drittel der Lehrplätze in dem 10-Jahres-Zeitraum verloren gingen. Gerade die Industrie hatte immer Lehrberufe mit einem hohen technologischen Standard angeboten, wobei für Lehrabsolventen und -absolventinnen aus den entsprechenden Lehrberufen in einem hohen Ausmaß Chancen für eine berufliche Laufbahn als Fachkräfte in der Wirtschaft eröffnet wurden.

Aber auch die Rückgänge in den Sektionen Gewerbe, Handel und Transport, Verkehr und Telekommunikation (Reduktionen zwischen 12% und 22% der Lehrplätze) in einem 10-Jahres-Zeitraum zeigen deutlich die Angebotskrise auf dem Lehrstellenmarkt.

Lediglich in der Sektion Fremdenverkehr ist eine Zunahme von etwa 2% zu verzeichnen gewesen.

Auch in den Lehrplätzen aus den Betrieben, die nicht der Wirtschaftskammer zugehörig sind, gab es eine Zunahme. Die hohe Zunahme von Lehrplätzen (+45% auf der Basis von geringen Besetzungszahlen) in den Nichtkammer-Betrieben gab es insbesondere im öffentlichen Dienst, aber auch in Lehrplätzen bei Trägern von freien Berufen (z. B. Rechtsanwälten) und in einem bestimmten Ausmaß auch durch die Maßnahmen nach dem Jugendausbildungs-Sicherungsgesetz (JASG), nämlich Stiftungen und Lehrgänge.

Förderung der Lehrlingsausbildung

Trotz der prekären Lehrstellensituation ist die Zahl der Plätze in den Auffangnetzen für Jugendliche ohne Lehrplätze zwischen den Ausbildungsjahren 1998/99 und 2001/2002 zurückgegangen.

1998/1999 3500 Plätze (in Stiftungen und Lehrgängen)
1999/2000 4400 Plätze (in Stiftungen und Lehrgängen)
2000/2001 3500 Plätze (hauptsächlich in Lehrgängen; einschließlich der Ausbildungsplätze für Jugendliche ohne Lehrstellen aus den vergangenen Jahren)
2001/2002 2600 Plätze (hauptsächlich in Lehrgängen; einschließlich der Ausbildungsplätze für Jugendliche ohne Lehrstellen aus den vergangenen Jahren)

Ab dem Ausbildungsjahr 2000/ 2001 gab es im Auffangnetz keine Stiftungen, d. h. keine gesicherte Ausbildung bis zum Lehrabschluss, da Stiftungsmaßnahmen aus dem JASG gestrichen wurden. In den letzten beiden Ausbildungsjahren gab es nur noch 10-monatige Lehrgänge. Weiters gab es ab dem Ausbildungsjahr 2000/2001 keine im JASG gesicherten finanziellen Bundesmittel mehr; es gab lediglich den Hinweis im JASG, dass die Ausbildungsplätze aus den nicht verbrauchten Bundesmitteln der vergangenen Jahre finanziert werden sollen.

Für die Ausbildungsjahre 1998/ 1999 und 1999/2000 wurden im JASG 1,8 Milliarden Schilling (130,8 Millionen EUR) für Zwecke der Jugendausbildung dotiert.

» Insgesamt handelt die Bundesregierung verantwortungslos gegenüber den lehrstellensuchenden und arbeitslosen Jugendlichen ...«

Nach dem Regierungswechsel wurden für die Ausbildungsjahre 2000/2001 und 2001/2002 keine zusätzlichen finanziellen Mittel im JASG dotiert. Die Finanzierung der Lehrgänge erfolgte aus den nicht verbrauchten Bundesmitteln der vorangegangenen zwei Jahre. Im Ausbildungsjahr 2001/2002 war zusätzlich - ohne Verhandlungen mit den jeweiligen Bundesländern - eine Kofinanzierung der Lehrgänge durch die einzelnen Bundesländer vorgesehen. Es war daher nur in einzelnen Bundesländern durch Mithilfe des jeweiligen Länder möglich, eine reduzierte Anzahl von Lehrgangsplätzen sicherzustellen.

Insgesamt handelt die Bundesregierung verantwortungslos gegenüber den lehrstellensuchenden und arbeitslosen Jugendlichen, indem immer weniger Ausbildungsplätze im Auffangnetz für lehrstellensuchende und arbeitslose Jugendliche zur Verfügung gestellt werden, kaum neue Bundesmittel zur Finanzierung von Lehrgangsplätzen eingesetzt werden und die Verlängerung der rechtlichen Grundlage im Jugendausbildungs-Sicherungsgesetz zu Lasten der Jugendlichen jeweils bis Ende des Jahres hinausgezögert wird.

Gefördert werden lediglich die Lehrbetriebe, aber nicht nach Qualitätskriterien, sondern nach dem Gießkannenprinzip:

Durch Entfall der Dienstgeberbeiträge zur Krankenversicherung für Lehrlinge vom 1. bis zum 3. Lehrjahr, durch Aufhebung des Beitrags zur Unfallversicherung für Lehrlinge im 1. Lehrjahr, durch Steuerfreibeträge und durch AMS-Förderungen für Ausbildungsverhältnisse lukrieren die Lehrbetriebe jährlich insgesamt 94,1 Millionen e (1,3 Milliarden Schilling). Diese Förderungen ohne Gegenleistungen führten lediglich zu Mitnahmeeffekten, da trotz Förderungen die Lehrlingsaufnahme (siehe Tabelle 2) ständig sank.

Forderungen von ÖGB, ÖGJ, AK im Zusammenhang mit der Lehrlingsausbildung

  • Recht auf qualifizierte Ausbildungsplätze für alle Jugendlichen.
  • Erhaltung und Ausbau der Qualität der dualen Ausbildung.
  • Gesicherte Berufschancen auf dem Arbeitsmarkt für Lehrabsolventinnen und Lahrabsolventen.

1. Wiedereinführung der Stiftungen nach dem Jugendausbildungs-Sicherungsgesetz

Die derzeitige Situation auf dem Lehrstellenmarkt lässt es nicht zu, dass alle Jugendlichen einen Ausbildungsplatz finden; es ist also erforderlich, für lehrstellensuchende Jugendliche Ersatzmaßnahmen in Form von Lehrlingsstiftungen wieder einzurichten (besondere selbständige Ausbildungseinrichtungen gemäß § 30 Berufsausbildungsgesetz BAG), die eine Ausbildung in zukunftsorientierten Lehrberufen (EDV- Technik, Medientechnik, Mediendesign, Informatik etc.) ermöglichen. Nach der derzeitigen Fassung des Jugendausbildungs-Sicherungsgesetzes sind lediglich Lehrgänge mit einer 10-monatigen Dauer eingerichtet. In die Lehrgänge können nur Jugendliche eintreten, die die Schulpflicht positiv absolviert haben.

Die Stiftungen sind im Jahr 2000 ersatzlos aus dem Jugendausbildungs-Sicherungsgesetz gestrichen worden, obwohl die Vermittlungsquote aus den Stiftungen in reguläre Lehrstellen hervorragend war. Die Stiftungen konnten von den Jugendlichen bis zum Abschluss der Lehre besucht werden und standen allen, also auch jenen Jugendlichen offen, die die Schulpflicht nicht positiv absolviert hatten.

Für arbeitslose Jugendliche ohne positives Abschlusszeugnis der 9. Schulstufe gibt es daher derzeit kein spezielles Angebot an Ausbildungsplätzen, die zum Lehrabschluss führen, obwohl gerade sie besonders dringend Förderung und Unterstützung benötigen würden. Eine Ausbildung in Stiftungen entlastet den Lehrstellenmarkt, da die Jugendlichen nicht unbedingt nach 10 Monaten - so wie bei den Lehrgängen - auf reguläre Lehrplätze vermittelt werden müssen.

2. Sicherstellung von Ausbildungsverbünden - triale Ausbildung

Eine verpflichtende zusätzliche Ausbildung in Kursen oder Partnerbetrieben bei komplexen Qualifikationen oder neuen Technologien soll vorgesehen werden. Die Betriebe spezialisieren sich immer mehr, die Anforderungen an Ausbildungsbreite und -tiefe steigen aber im Gegenzug an.

Es ist daher notwendig, in Ausbildungsverbünden sicherzustellen, dass die Lehrlinge die Qualifikation bekommen, die sie auch tatsächlich brauchen. Beispiele für mögliche Ausbildungsverbünde sind:

  • Schweißen bei den Sanitär- und Klimatechniker/innen (z. B. Angebote von Kursen beim bfi oder in der schweißtechnischen Zentralanstalt).
  • Flambieren, Gueridonservice bei den Restaurantfachleuten (z. B. Kurs beim bfi).
  • Buchhaltung bei kaufmännisch-administrativen Lehrberufen (z. B. Kurs oder Steuerberater als Partnerbetrieb).

Dadurch können auch die Betriebe, die nicht alle Bereiche des Berufsbildes vermitteln, Lehrlinge aufnehmen; darüber hinaus kann die Qualität der dualen Ausbildung gesteigert werden und es können auch mehr Lehrplätze geschaffen werden.

Die Steigerung der Qualität der Lehrlingsausbildung führt auch zur Steigerung der Jobchancen und der Mobilität der 19- bis 25-jährigen Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen.

3. Schaffung von neuen Lehrberufen und von Gruppenlehrberufen

Qualifikationen, Jobchancen, Weiterbildungsmöglichkeiten und Mobilität auf dem Arbeitsmarkt für Lehrabsolventen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Wir setzen uns für Gruppenlehrberufe ein: z. B. Zusammenfassung der administrativ-kaufmännischen Lehrberufe (Bürokaufmann/frau, Bankkaufmann/frau, Industriekaufmann/frau, Versicherungskaufmann/frau, Personaldienstleistung etc.) zu einer Gruppe mit erleichterten Übergängen zwischen den einzelnen Lehrberufen (z. B. wer Bankkaufmann/frau gelernt hat, kann mit einer verkleinerten Prüfung zum Lehrberuf Versicherungskaufmann/frau wechseln). Zusammenfassung der Schlosserberufe zu einem Lehrberuf Metalltechnik mit Fachrichtungen Metallbearbeitungstechnik, Metallbautechnik, Fahrzeugbautechnik, Schmiedetechnik, Stahlbautechnik, Blechtechnik) mit erleichterten Übergängen zwischen den Fachrichtungen.
» Schmalspurlehrberufe wie Servierkraft oder Reparaturschuster, wo ohne Qualifikation die Jugendlichen nach wenigen Wochen voll einsetzbar sind zum Preis einer billigen Lehrlingsentschädigung, werden voll abgelehnt.«

»Schmalspur«lehrberufe wie Servierkraft, Reparaturschuster etc., in denen ohne Qualifikation die Jugendlichen nach wenigen Wochen voll zur Entlohnung von billigen Lehrlingsentschädigungen einsetzbar sind, werden abgelehnt. Diese Lehrberufe bereiten einen Jugendlichen sicher nicht auf das »lebenslange Lernen« vor, noch auf die Erfordernisse einer modernen Arbeitswelt, und sind auch nicht geeignet, Jugendliche auf neue Arbeitsorganisationsstrategien (flache Hierarchien, Verantwortung im Team, Schlüsselqualifikationen) einzustellen.

Neue Technologien entwickeln sich rasant, und die Anpassungsfähigkeit der Arbeitnehmer ist für ihren Erfolg am Arbeitsplatz unbedingt notwendig. Daher ist jede Ausbildung an diesen Kriterien zu messen. Dadurch ergeben sich auch größere Chancen auf dem Arbeitsmarkt für die Lehrabsolventen und -absolventinnen.

4. Qualifizierung der Ausbilder in den Betrieben

Verpflichtende Ausbilderprüfungen und Ausbilderkurse sollen vorgesehen werden. Alle mit der Lehrlingsausbildung in den Betrieben beschäftigten Ausbilder und Ausbilderinnen sollen eine Ausbildung erhalten. Weiters soll eine verpflichtende Weiterbildung in Seminaren von zumindest einer Woche innerhalb von 3 Jahren vorgesehen werden.

In Österreich gibt es ein Positivbeispiel zur Qualifizierung von Ausbildern in der Lehrlingsausbildung in Tirol. Das Ausbilderforum Tirol ist ein Pilotprojekt zur Vernetzung der Aktivitäten von Lehrlingsausbildern und -ausbilderinnen zum Zweck der Weiterbildung in fachlicher und pädagogisch-didaktischer Hinsicht.

5. Finanzierung der Ausbildung

Die einzelbetriebliche Finanzierung kann in der Summe die Lehrlingsausbildung nicht sicherstellen. Die gut qualifizierenden Lehrberechtigten (z. B. Lehrwerkstätten) mit höheren finanziellen Aufwänden ziehen sich aus der Lehrlingsausbildung zurück.

Die Lehrberechtigten mit unterdurchschnittlicher bzw. mangelhafter Ausbildung und Erträgen aus der Lehrlingsausbildung bleiben. Daher sind öffentliche Förderungen nach dem Gießkannenprinzip zutiefst ungerecht und führen auch nicht zu dem gewünschten Effekt in einer Steigerung von angebotenen Lehrstellen.

Trotz Förderungen (AMS-Förderungen, Steuerfreibeträge, Bezahlung der UV-Beiträge im 1. Lehrjahr und Bezahlung der KV-Beiträge für die Arbeitgeber) sank in den letzten Jahren die Zahl der angebotenen Lehrstellen. Die öffentliche Finanzierung der Lehrlingsausbildung über Förderungen etc. stößt daher an ihre Grenzen. An eine Herabsenkung von Qualifikationen zur Steigerung der Zahl der Lehrplätze ist aber im Interesse der Lehrlinge und ihrer Arbeitsmarktchancen nicht zu denken.

Finanzielle Mittel werden daher für

  • die Sicherstellung von Ausbildungsplätzen für alle Jugendlichen und
  • die Sicherung der Qualität in der Lehrlingsausbildung

benötigt.

Daher ist die Finanzierung der Lehrlingsausbildung in Zukunft über den Lastenausgleich zwischen ausbildenden und nichtausbildenden Betrieben notwendig.

Qualitativ hoch stehende Ausbildungsleistungen sollen aus dem Lastenausgleich finanziert werden: Direktzahlungen für Lehrverhältnisse nach bestandener Lehrabschlussprüfung; Direktzahlungen zur Unterstützung von Ausbildungsverbünden.

Auch Zusatzleistungen zur Unterstützung von arbeitslosen Jugendlichen sollen aus dem Lastenausgleich finanziert werden: Finanzierung von selbständigen Ausbildungseinrichtungen; Finanzierung von Stiftungen.

» Öffentliche Förderungen nach dem Gießkannenprinzip sind zutiefst ungerecht ...«

Neben den durch einen Lastenausgleich aufgebrachten finanziellen Mitteln sollen zusätzlich auch Förderungen durch die öffentliche Hand zur Finanzierung von Qualifikationsmaßnahmen bereitgestellt werden (öffentliche Förderungen für branchenbezogene und regionale Modelle des Lastenausgleichs).

Die Finanzierung der notwendigen Stiftungs- und Lehrgangsplätze, aber auch der qualitativ hoch stehenden Ausbildungsleistungen der Betriebe im dualen System soll durch einen Berufsausbildungsfonds und durch an Qualitätskriterien gebundene öffentliche Förderung sichergestellt werden.

Der Fonds soll aus Beiträgen der Dienstgeber dotiert werden. Positives Beispiel: Lastenausgleich in der Metall- und Elektroindustrie in Vorarlberg.

Worum geht’s?

Nichts Neues auf dem Lehrstellenmarkt - die Situation ist weiterhin angespannt! Seit Jahren schon dasselbe Bild: Das Angebot an Lehrstellen geht zurück, der Überhang der Lehrstellensuchenden wird immer größer.

Trotz verschiedenster Anreize und Vergünstigungen stiehlt sich die Wirtschaft aus ihrer Verantwortung für junge, ausbildungssuchende Menschen davon. Auch die so genannten Wachstumsbranchen bilden da keine Ausnahme, insbesondere in den IT-Berufen klafft trotz des hohen Bedarfs an ausgebildeten Fachkräften eine große Lücke an Ausbildungsplätzen.

Die Angebotskrise auf dem Lehrstellenmarkt zeigt sich aber auch in den Bereichen Gewerbe, Handel und Transport, Verkehr und Telekommunikation. Die Regierung ist auch keine Hilfe: Im Auffangnetz gibt es immer weniger Ausbildungsplätze, Bundesmittel zur Finanzierung von Lehrgangsplätzen sind rar und die Lehrbetriebe werden nur nach dem Gießkannenprinzip gefördert.

ÖGB, AK und Gewerkschaftsjugend fordern ein Recht auf qualifizierte Ausbildung für alle Jugendlichen, den Erhalt und Ausbau der dualen Ausbildung sowie gesicherte Berufschancen auf dem Arbeitsmarkt für alle Lehrabsolventen.

(Ch)

siehe auch G. Müller: »Bleib i halt daham!« in »A&W« 5/02

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