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Standpunkt | Was bleibt? Offene Fragen und mögliche Antworten

MEINUNG

Es wird noch lange dauern, bis die Machenschaften um den finanziellen Supergau rund um die BAWAG restlos aufgeklärt werden. Trotzdem ist eine lückenlose Aufklärung im Interesse aller Beteiligten, vor allem der Gewerkschaftsmitglieder, notwendig. Dabei handelt es sich nämlich nicht um ein Unglück, das über uns hereingebrochen ist wie eine Naturkatastrophe, nein - was hier geschehen ist, ist selbst verschuldet, weil zumindest die Kontrollinstanzen versagt haben.

Warum haben die Kontrollen versagt?

Eine Zeitlang konnte man aus den Medien täglich neue Hiobsbotschaften vernehmen. Steht uns das Schlimmste noch bevor oder sind wir gut unterwegs auf dem Weg zur Konsolidierung? Welche Beteiligten haben welche Fehler gemacht? Es soll hier an dieser Stelle nicht um die Suche nach den Schuldigen und um ihre Bestrafung gehen, wobei das wohl keine unwesentliche Sache ist, auch wenn dies nichts an der unmittelbaren Situation ändern kann.

Nein, unser Thema hier ist die Frage nach dem, was bleibt, was immer noch wesentlich ist neben der unglaublichen finanziellen Misere und dem berechtigten Schwund an Vertrauen in die Verantwortlichen für die Führung unserer Bewegung. Wie kann so etwas in Zukunft verhindert werden? Und wie können wir das Vertrauen unserer Mitglieder wieder gewinnen?

Jene Teile der Bevölkerung, die wirtschaftlich unselbständig sind oder über ein nur geringes Einkommen aus selbständiger Arbeit verfügen, müssen sich organisieren, müssen gemeinsam auftreten, um ihren Interessen überhaupt Gehör zu verschaffen und diese Interessen auch durchzusetzen. Wenn es sein muss auch im Konflikt und in der Konfrontation. Die verschiedenen Interessengruppen in unserem Staatswesen brauchen einen Ausgleich, der aber nur möglich ist, wenn das Kräfteverhältnis - zumindest halbwegs - ausgeglichen ist.

Die Gewerkschaften müssen heute Einfluss auf die wirtschaftliche und soziale Entwicklung nehmen, denn längst ist es nicht mehr allein entscheidend, was der Lohnsäckel enthält, sondern wie sich die allgemeine Lage gestaltet…

Und die allgemeine Lage ist - ja, wie ist sie?
Wird unser Sozialstaat schleichend oder ziemlich offen ausgehöhlt und abgebaut?
Wie steht es um unsere Pensionen?
Wie um unsere medizinische Versorgung?
Wie ist die Lage am Arbeitsmarkt?
Wie viel Arbeitslose haben wir?
Und wie viel Jugendliche, die eine Lehrstelle suchen?
Soll die wirtschaftliche Entwicklung und die soziale Gestaltung so weitergehen?
Welche gesellschaftlichen Kräfte gibt es, die sich glaubwürdig für einen echten Interessensausgleich einsetzen?

An der Interessenslage der arbeitenden Menschen hat sich nichts geändert, auch nicht an den Interessensgegensätzen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, ob sie nun im Rahmen einer Partnerschaft ausgetragen werden oder auch in der Kontroverse und im Widerstreit. Und auch an der Notwendigkeit einer kollektiven Vertretung von Interessen nicht nur bei den meist jährlichen angepassten Verträgen zur Regelung von Löhnen und Gehältern, aber auch Abfertigung, Urlaub, Krankengeld, Arbeitszeiten und und und, also kurz gesagt an der Notwendigkeit einer kollektiven Interessenvertretung zur Regelung der Lohn und Arbeitsbedingungen hat sich nichts geändert: Wir brauchen Kollektivverträge und wir müssen die Einhaltung dieser Verträge durch unsere Vertragspartner auch überwachen.

Die vielen zehntausenden unmittelbar in Urwahlen direkt in den Betrieben gewählten Vertrauensleute der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschäftigen sich mit den Interessen und Problemen der Arbeitnehmer/-innen vor Ort und sie sind nicht nur die Sprecher/-innen der Belegschaft, sondern auch Sprachrohr zur Artikulation und Einbringung von weitergehenden Forderungen.

Sie nehmen so auch Einfluss auf wirtschaftliche und sozialpolitische Fragen, und so gesehen sind Wirtschaftsdemokratie und Mitbestimmung bestimmt keine Illusionen, sondern wesentliche Elemente zur Funktion unseres Gemeinwesens. Alle, die dies für wichtig und wesentlich erachten, werden auch nicht zögern, gemeinsam an der Erneuerung unserer Gewerkschaftsbewegung zu arbeiten. Jedes einzelne Mitglied ist wichtig.

»Arbeit&Wirtschaft« ist eines der Diskussionsforen, um gemeinsam die schwierige Phase der Neugestaltung zu bewältigen. Die Herausforderungen der Arbeitswelt erfordern mehr denn je eine starke Gewerkschaftsbewegung. Wir alle sind Teil von ihr.

Siegfried Sorz

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