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Standpunkt | Hakelziehen und Terror des Profits

MEINUNG

Eine neue AMS-Studie bestätigt, dass der Großteil des Beschäftigungswachstums auf Teilzeitbeschäftigung zurückzuführen ist. Zum Jubeln besteht also kein Grund«, sagte der geschäftsführende ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer. Er präsentierte die ÖGBForderungen an die künftige Bundesregierung: mehr Mittel für aktive Arbeitsmarktpolitik, eine Milliarde Lohnsteuersenkung sofort, ein einheitlicher ArbeitnehmerInnenbegriff.

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist für Hundstorfer alles andere als rosig. Er betonte, dass Teilzeitarbeit großteils unfreiwillig ist und dass der Anteil dieser unfreiwillig Teilzeit Arbeitenden ständig steigt. Eine neue Synthesis-Studie, die das AMS in Auftrag gegeben hat, bestätigt, dass der Großteil des Beschäftigungszuwachses auf Teilzeitbeschäftigung zurückzuführen ist. Außerdem prognostiziert diese Studie, dass die Arbeitslosigkeit bald nach den Wahlen wieder auf das hohe Niveau vom Jahresanfang steigen wird.

Empathie

Der Schreiber dieser Zeilen meint, dass zwischen den ziemlich abstrakten Warnungen der Experten und den persönlichen Erfahrungen von Betroffenen ein Gegensatz besteht, eine Kluft, die auch durch ausreichende Phantasie oder Empathie nur schwer überbrückt werden kann:

Wenn ich arbeitslos bin oder in meinem näheren Umfeld, meiner Familie einen Arbeitslosen habe, ist das was anderes als wenn ich die Arbeitsmarktstatistik lese. Das eine sind trockene Zahlen, das andere sind persönliche Schicksale, die Betroffenheit auslösen oder Empathie, wenn Betroffene mir nahe stehen.

Dass Zahlen dies bei uns auslösen, ist eher selten, obwohl wir glauben, sowohl mit dem nötigen Abstraktionsvermögen wie auch mit Phantasie ausgestattet zu sein. Der Umbau unseres Sozialsystems - wir stecken mitten drin in diesem Prozess - geht munter fort. Die Versicherungen sind emsig dabei, die sogenannten »guten Versicherungsrisiken«, also die Besserverdienenden und die Gesunden einzusammeln. Freuen Sie sich auch immer so, wenn Sie die diversen Werbespots sehen? Die greisen Rettungsschwimmer oder das Buberl, das nicht teilen will mit seinem Vater? Bei diesen Appellen an unsere Emotionen und an die (tief im Unterbewusstsein sitzenden?) Zukunftsängste gibt’s wohl genug Erfolg.

Die Frage ist: Will man ein gut funktionierendes Sozialsystem oder will man möglichst viel an Profiten abschöpfen? Der Terror des Profitdenkens, hat schon alle unsere privatesten und persönlichsten Lebensbereiche erfasst und man kann ihm nicht entgehen (siehe Viviane Forrester: »Die Diktatur des Profits«).
Wie sieht die Zukunft für uns Lohnabhängige aus?

Transparenz

Hakelziehen ist angeblich ein beliebter Volkssport in den Alpenländern. Die ineinander verhakten Finger hat eine Tageszeitung zum Emblem gemacht für ihre Berichte über die Regierungsverhandlungen und über die Frage, wer wen wie über den Tisch zieht. Das Wahlergebnis ist so, dass das logischste eine große Koalition wäre. Wenn ich die Berichte zu den Verhandlungen lese, so mischt sich für mich die Realsatire oder die unfreiwillige Kabaretteinlage mit Elementen aus der Tragödie. Möchten Sie, liebe Leserin, lieber Leser, dass ich mich bei Ihnen entschuldige? Vielleicht habe ich je hier, an dieser Stelle, etwas gesagt, dass Sie persönlich beleidigt hat? Ich bin zutiefst untröstlich und bitte unendlich aufrichtig um Ihre Vergebung (gschamster Diener!).

Jetzt bitte ich Sie, nochmals zum Anfang unseres Beitrags zu gehen, zur Beschäftigungssituation! Unser Land braucht dringend eine handlungsfähige Regierung, die stark genug ist, die anstehenden Probleme zu lösen und neue Lösungsansätze zu finden! »Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit muss für die neue Regierung Priorität haben «, fordert der ÖGB-Präsident namens des ÖGB-Bundesvorstandes: »Eine nachhaltige und dauerhafte Erhöhung des Budgets für aktive Arbeitsmarktpolitik ist unbedingt erforderlich.« Auch nach 2006 müssen die finanziellen und personellen Mittel für die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit bereitgestellt werden.

In diesem Sinne wünsche ich mir auch mehr Transparenz, was die Regierungsverhandlungen betrifft. Den schwarzen Peter »zuweisen«, das machen die Kinder beim Kartenspielen. Ich möcht eigentlich ganz gern wissen, welche Positionen die Verhandlungspartner einnehmen. Schachern ist ein Wort aus dem Jiddischen, das die Nazis oft gebraucht haben bei ihren antisemitischen »Sagern«: übles, feilschendes Geschäftemachen. Wir wünschen uns alle, dass für mehr Arbeitsplätze verhandelt oder von mir aus auch übel gefeilscht wird, aber Hakelziehen, das machen doch nur diese Typen mit Lederhose und Gamsbart. Onzarrn Burschen (und Mäderl)! Oder sollen wir gleich noch einmal wählen?

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