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Standpunkt | Dies gilt es zu verhindern!

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»Wenn in einer Stadt mit 100.000 Einwohnern nur eine Person arbeitslos ist, dann ist das ihr persönliches Problem, und um ihr zu helfen, müssen wir ihren Charakter, ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten in Betracht ziehen. Wenn aber in einem Volk von 50 Millionen Beschäftigten 15 Millionen arbeitslos sind, dann bezeichnen wir das als allgemeines Geschehen, und wir wissen, dass wir eine Lösung niemals im Rahmen der Möglichkeiten jedes einzelnen Individuums finden können.«

Das Zitat stammt von dem großen Sozialtheoretiker C. Wright Mills, der auf
diese Weise versuchte, zwischen »allgemeinem Geschehen« und  »persönlichen Problemen« zu unterscheiden.

Diese klassische Fragestellung ist nach wie vor aktuell. Versuchen wir doch, sie für unsere heutige Situation hier in unserem Land zu betrachten. Sie können jetzt auf Seite 39 dieses Heftes blättern, auf unsere »Statistiken-
sind-Argumente«-Seite. Haben Sie’s? Ja, da steht, im März 2007 gab es
237.715 vorgemerkte Arbeitslose.

Leider scheint in unserer Statistik nicht auf, wie viel gemeldete Arbeitslose in Schulungsmaßnahmen des AMS waren, aber ich habe diese Zahl: Es waren im März 2007 59.085 Personen, die geschult wurden und deswegen in der offiziellen Statistik nicht aufscheinen. Wenn wir diese beiden Zahlen nun zusammenzählen, sind wir auf rund 300.000.

Dazu gibt es noch einige andere Gruppen von Menschen, die nicht aufscheinen, neben den SchulungsteilnehmerInnen ein Teil der PensionsvorschussbezieherInnen, Arbeitslose im Krankenstand oder mit Bezugssperre, Lehrstellensuchende und ÜbergangsgeldbezieherInnen müssen zu den Arbeitslosen dazugezählt werden. Daneben gibt es noch einige Gruppen, die Arbeit suchen und in der Statistik nicht
erfasst sind: nicht arbeitslos gemeldete Wiedereinsteigerinnen, Schul- und UniversitätsabsolventInnen, sogenannte Scheinselbständige, Personen mit Kurzzeitdienstverhältnissen, nicht arbeitslosenversicherte geringfügig Beschäftigte, SozialhilfebezieherInnen, usw.

Kritiker der Statistiken in unserem Nachbarland Deutschland führen zum
Beispiel an, dass man diese Zahlen mit gutem Gewissen verdoppeln könnte, wenn man versuchte, jene, die bereits resigniert haben und die nicht mehr »arbeitslos« gemeldet sind, die nur von den Eltern oder dem Lebenspartner miterhalten werden usw., zu berücksichtigen.

Nach Berechnungen meines Freundes Christian Winkler von der bischöflichen Arbeitslosenstiftung in Linz war »jede/r vierte Beschäftigte in Österreich im Jahr 2005 von Arbeitslosigkeit betroffen, 801.521 Menschen mussten diese Erfahrung machen. Einige kommen mit dieser Situation zurecht, viele aber erleben eine Krise. Neben den materiellen Sorgen, die mit dem unregelmäßigen Einkommen verbunden sind, gerät oftmals die Psyche in Gefahr.

Sinkendes Selbstbewusstsein ist das häufigste Zeichen. Viele Betroffene
schildern, dass sie alles unternommen haben was ihnen möglich ist, um einen passenden Arbeitsplatz zu bekommen. Doch derzeit sind ihre Aussichten auf dem Arbeitsmarkt sehr schlecht, es fehlen die Arbeitsplätze.
Das Problem Arbeitslosigkeit wird sichtbar an der Zahl der arbeitslosen  Menschen.

Die Lösung dieses Problems liegt aber in der Schaffung zusätzlicher menschengerechter Arbeitsplätze«. Arbeitslosigkeit kann also jeden und jede treffen, die ist ein gesellschaftliches Problem und nicht nur das individuelle des (oder der) einzelnen Arbeitslosen. Was geschieht jetzt in unserer Gemeinschaft, in diesem unserem Staat und unserer Gesellschaft? Da wird jetzt verlangt, den Arbeitsmarkt für ausländische Arbeitskräfte zu öffnen. Bürgerliche Kommentatoren schreiben von der »Verlogenheit der Abschottung«, die gegen jeden Anstand« sei usw. Die kürzlich erfolgte Öffnung des Arbeitsmarktes für 800 Schweißer und Fräser aus Osteuropa ist dafür ein Beispiel. Wie wir heute sehr genau wissen, entstand dieser Bedarf künstlich durch überhöhte Bedarfsmeldungen vor allem im Bereich
von Leiharbeitsfirmen.

Zitat: Betreff: Ostöffnung/Projekt Schweißer, Dreher und Fräser Sehr geehrte Damen und Herren, nach langen Verhandlungen können nun doch erste Schritte zugunsten des Projektes »Schlosser und Schweißer aus Osteuropa« gesetzt werden: 1. Die Mitgliedsbetriebe sind eingeladen, ihren Bedarf an »Schlossern und Schweißern« kurzfristig, sehr vollständig und unter Bedachtnahme auf einen weiten Einsatzhorizont im innerbetrieblichen Geschehen an das lokal zuständige AMS zu melden …

»Anscheinend«, heißt es dazu in einem Kommentar, »anscheinend wird immer wieder vergessen, dass jeder arbeitslose Mensch von den Erwerbstätigen unserer Gesellschaft solidarisch mitfinanziert wird, oder gilt dies nur für unselbständige Arbeitnehmer  und nicht für Unternehmer?
Macht dieses Beispiel Schule, kommen wir in den Zustand einer Zweiklassenarbeitnehmerschaft ohne Solidarität und Zusammenhalt, dem reinen Diktat der Dienstgeber ausgeliefert: Dies gilt es zu verhindern!« So viel möchte ich zum Tag der Arbeitslosen und zum Tag der Arbeit sagen.

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