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Das Vorwärts-Haus an der Rechten Wienzeile, ehemals Sitz der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. "Vorwärts und nicht vergessen, worin unsere Stärke besteht. Beim Hungern und beim Essen: Die Solidarität", dichtete Bertolt Brecht in seinem berühmten Solidaritätslied.
Im Arbeiterheim Favoriten fand die junge ArbeiterInnenbewegung eine Heimstätte. Im Arbeiterheim Favoriten fand die junge ArbeiterInnenbewegung eine Heimstätte. ArbeiterInnen konnten sich dort nicht nur bilden, sondern auch günstig einkaufen oder aber ihre Freizeit verbringen.
Böhmischen Praters mit der Raupe, einem Gerät, auf dem man seit dem Jahr 1929 fahren kann. Der Name des Böhmischen Praters erinnert an die berühmten "Ziegelböhmen", die in den Ziegelwerken am Wienerberg gearbeitet haben.

Coverstory: Vorwärts und nicht vergessen

Schwerpunkt Gedenken aus ArbeitnehmerInnensicht

In Favoriten nahm die österreichische ArbeiterInnenbewegung ihren Ausgang. Ihre Spuren findet man bis heute. Sie legen davon Zeugnis ab, wie viel Menschen erreichen können, wenn sie sich zusammenschließen, um für ihre Rechte zu kämpfen. Ein Spaziergang durch Geschichte und Gegenwart.

Wer aus dem Süden in die Hauptstadt pendelt, kommt an ihnen vorbei. Tagein, tagaus stehen sie an Werktagen Gehsteig der Triester Straße und bieten ihre Arbeitskraft an. Sie kommen aus anderen Ländern und sind nach Österreich in der Hoffnung auf ein besseres Leben gewandert. Gelandet sind sie am sogenannten Arbeiterstrich, von wo aus sie wiederum auf Baustellen gekarrt werden, um dort ihre Arbeit zu verrichten.
Es ist fast wie ein Treppenwitz der Geschichte, dass diese modernen Tagelöhner ausgerechnet in dieser Gegend stehen, nicht unweit des Wienerbergs, wo sich schon im 19. Jahrhundert die damaligen ArbeiterInnen verdingten und vor allem ausgebeutet wurden – und wo zugleich die ArbeiterInnenbewegung ihre Ursprünge hat. Jene ArbeiterInnenbewegung, deren größte Errungenschaft der moderne Sozialstaat ist.

130 Jahre ist es her, dass der Arzt Victor Adler in der Zeitschrift „Gleichheit“ seine Reportage über die menschenunwürdigen Bedingungen der „Ziegelböhmen“ veröffentlichte, genauer gesagt am 1. Dezember 1888. Sein Bericht ist grundlegend für die Geschichte der ArbeiterInnenbewegung, denn damit wurde einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, unter welchen harschen Bedingungen jene Menschen arbeiteten und lebten, welche die Rohstoffe für jene Häuser herstellten, in denen andere lebten. Und gebaut werden musste auch damals in großem Stil, denn es zog immer mehr Menschen in die Hauptstadt, sodass der Bedarf an Wohnungen massiv gewachsen war. Dies brachte vielen ArbeiterInnen Beschäftigung auf dem Wienerberg. Zugleich ließ es den Reichtum der Unternehmer wachsen, die man auch Ziegelbarone nannte. Die steigende Kluft zwischen den verarmten ArbeiterInnen und den Ziegelunternehmern: Sie sorgte für Unmut. Dabei hatten die Unternehmer anfangs sogar Wohnraum für ihre ArbeiterInnen geschaffen. Rund 100 ArbeiterInnenwohnhäuser ließen sie Mitte des 19. Jahrhunderts errichten.
Neben dem großen Zuzug nach Wien sorgte ein weiteres Ereignis dafür, dass sich die Wohnsituation massiv verschlechterte: Die Ziegelwerke gingen an die Börse. „Was Victor Adler vorfand, war unvorstellbares Massenelend. Kaputte, eingeschüchterte Menschen, die wie Sklaven behandelt wurden“, schreibt etwa Wolfgang Slapansky in dem neu erschienen Buch „Reise in die Geschichte der ArbeiterInnenbewegung in Wien“. In den Unterkünften fand Adler menschenunwürdige Bedingungen vor: „In großen Schlafsälen waren bis zu 70 Personen zusammengepfercht: Männer, Frauen, Kinder ohne Privatsphäre und Intimität.

Organisation trotz Repression
Schmutz, Gestank und Lärm begleiteten die Arbeit und die restliche Zeit. Adlers Schilderungen sorgten zwar für Empörung, doch statt sich an eine Verbesserung der Bedingungen zu machen, ging man gegen Adler und angebliche Rädelsführer vor. Einschüchtern aber ließen sich die ArbeiterInnen nicht mehr. Vielmehr begannen sie sich zu organisieren – obwohl dies, wie Slapansky betont, „zumindest im Ziegelwerk“ verboten war. Im Jahr 1890 gründeten tschechische ArbeiterInnen in Inzersdorf einen Bildungsverein für ArbeiterInnen. Vertrauensleute formulierten Forderungen für bessere Arbeitsbedingungen.

Trauriges Symbol
Heute ist von all dem am Wienerberg nichts mehr zu spüren. Hochhäuser überragen das Gelände, auf dem inzwischen auch ein Naherholungsgebiet entstanden ist. Die Spuren der ArbeiterInnenbewegung lassen sich in Favoriten aber weiterhin finden. So steht das Gebäude des Arbeiterbetriebsrates nach wie vor, inzwischen wird es vom örtlichen Kleingartenverein genutzt. An den früheren Verwendungszweck erinnert eine Büste von Victor Adler an der Hausmauer. Auch das Gasthaus, in dem sich die ZiegelarbeiterInnen oft zu Versammlungen getroffen haben, gibt es noch – inzwischen ist es ein schickes Lokal. Einen traurigen Anblick gibt das Haus in der Favoritenstraße ab, das einst ein Vorzeigebau der Arbeiterschaft war: das frühere Arbeiterheim Favoriten, auch Rotes Haus genannt. Man ist versucht zu sagen, dass dieses Haus geradezu symbolisch für die Geschichte der ArbeiterInnenbewegung steht. Denn das Jugendstilhaus wirkt heruntergekommen, lange Zeit war es ein Hotel, dann eine Flüchtlingsunterkunft, inzwischen steht es leer.
Der Gedanke liegt nahe, dass es so auch ein Symbol dafür ist, wie es um den mühsam errungenen Einfluss der ArbeitnehmerInnen heute steht. Einst jedenfalls war es ein Zentrum der ArbeiterInnen. Es war das erste Volksheim Wiens. Es gab darin nicht nur einen großen Versammlungssaal, in dem auch Victor Adler einst Reden schwang. Auch war es einst Unterkunft verschiedener Organisationen, es gab eine Bibliothek, eine Filiale der Konsumgenossenschaft und die Zahlstelle der Allgemeinen Arbeiterkrankenkasse war darin ebenso untergebracht. Über die Bedeutung des Hauses schreibt Slapansky: „Das Arbeiterheim Favoriten war ein deutliches Signal einer selbstbewussten Arbeiterschaft, die nun erstmals eine eigene Heimstätte hatte.“ Auch Unterhaltung wurde den ArbeiterInnen geboten, von Orchester über Theater bis hin zum Kino.

Dem Gedenken gewidmet
Szenenwechsel an einen anderen Ort der ArbeiterInnenbewegung, der anders als das Arbeiterheim heute noch glänzt: das Vorwärts-Haus an der Rechten Wienzeile. Jahrzehntelang hatte hier die Arbeiterzeitung ihren Sitz, es war somit auch der Arbeitsplatz von Victor Adler. Schon wenn man das Haus betritt, spürt man die Geschichte, was nicht nur an den historischen Plakaten liegt, die dort ausgestellt sind. Die Wände im Erdgeschoß sind mit Holz vertäfelt, im ersten Stock ist eine Bibliothek untergebracht, die Regale sind mit unzähligen historischen Ausgaben von Zeitungen befüllt. Inzwischen ist in den früheren Redaktionsräumlichkeiten der Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung (VGA) untergebracht. In einer hübschen alten Glasvitrine findet man Devotionalien, darunter auch eine Büste der historischen Leitfigur Victor Adler. Michaela Maier ist Vorsitzende des Vereins, nicht ohne Stolz hält sie fest: „Er ist international die älteste Institution dieser Art.“
Wenn es also um die Frage geht, wie es um das Gedenken an die Errungenschaften der ArbeiterInnenbewegung steht, so ist sie jedenfalls eine perfekte Ansprechpartnerin. Denn wann hat es denn eigentlich begonnen, dass man sich auch in der etablierten Geschichtswissenschaft für die Geschichte der ArbeiterInnenbewegung zu interessieren begonnen hat? „Das ist in den späten 1960er- und 1970er-Jahren aufgekommen, dass man nicht mehr nur „Geschichte von oben“ erzählen wollte, sondern sich auch anschauen wollte, was unten passiert ist“, sagt Maier. Denn dass Geschichte nicht nur die Geschichte von Herrschenden und ihrer Kriege sein muss: Diese Einsicht hat sich auch in der Geschichtswissenschaft erst etablieren müssen. Dass sie sich durchgesetzt hat, davon kann freilich keine Rede sein. Das Interesse für die „Geschichte von unten“ komme und gehe in Wellen, so Maier. „Es war eine Zeit lang moderner, um die Jahrtausendwende herum war es auf einmal überhaupt nicht mehr interessant.“ Blinde Flecken: Sie begleiten nicht nur die Wahrnehmung der Geschichte, sondern auch jene der tagesaktuellen Berichterstattung. So war ein Medium wie die Arbeiterzeitung für den Einfluss, den Gewerkschaften erreichen konnten, von essenzieller Bedeutung. Denn in Medien wie in dieser früheren Traditionszeitung wurden andere Themen aufgegriffen als in der bürgerlichen Presse – es gab Platz für andere Meinungen und Zugänge. Freilich blieb auch sie nicht von blinden Flecken verschont, genauso wenig wie die Geschichte der ArbeiterInnenbewegung selbst.

Vergessene AkteurInnen
Dafür kann man beispielsweise einen Blick zurück nach Favoriten werfen. Denn wer weiß schon, nach wem das Amalienbad – auch ein Vorzeigebau des Roten Wiens – benannt ist? Es ist aufschlussreich, sich auf Wikipedia auf die Suche nach der Namensgeberin zu begeben. Denn erst nach Nennung unzähliger Männer, vom Baumeister bis zum Bürgermeister, der den Bau veranlasst hatte, wird man fündig: Es ist die 1924 verstorbene Amalie Pölzer, Arbeiterin, sozialdemokratische Abgeordnete aus Favoriten und Frauenrechtlerin.

Sich in die Geschichte einschreiben
Dass Frauen in der Geschichte zu kurz kommen, liege nicht nur daran, dass sie in der patriarchalen Gesellschaft nur selten in Machtpositionen zu finden waren, erläutert Maier. „Die damaligen Frauen waren sich ihrer eigenen Geschichte nicht so bewusst. Und sie haben nicht das Gefühl gehabt, dass sie sich so in die Geschichte einschreiben müssen oder gar verschriftlichen müssen.“ Die Folge: Es gibt wenig Material, das aus den Federn von Frauen selbst stammt. Doch es musste sich erst durchsetzen, dass auch Oral History, also Interviews mit ZeitzeugInnen, eine wertvolle, wissenschaftlich verwertbare Quelle sein kann. Lächelnd erzählt Maier von Friedrich Adler, Sohn von Victor Adler: „Der hat sogar die Entlehnzettel von den Büchern aufgehoben, die er gelesen hat, weil er gewusst hat, irgendwann wird jemand kommen und sich das ansehen.“
Keine Frage, die ArbeiterInnenbewegung hat viel weitergebracht, seitdem sich die ArbeiterInnen Ende des 19. Jahrhunderts zu organisieren begonnen haben. Blickt man zurück auf die Themen, um die sie gerungen haben, so wird deutlich: Diese sind nicht Teil von Geschichtsbüchern. Ob faire Löhne, menschenwürdige Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten: Bis heute müssen Gewerkschaften und BetriebsrätInnen den Arbeitgebern dahingehend Fortschritte abringen. Bei so manchem Thema kämpft man inzwischen sogar gegen Rückschritte, etwa wenn man an das Arbeitszeitgesetz und die damit verbundene Arbeitszeitverlängerung denkt. Bis vor kurzem war im Haus Niederösterreich in der Wiener Herrengasse die Ausstellung über die „vergessene Revolution 1848“ vom VGA ausgerichtet. Unter anderem waren dort die verschiedenen Forderungen der ArbeiterInnenbewegung dargestellt. „Da wird dir manchmal schlecht, weil genau diese Forderungen, die streckenweise erfüllt worden sind, jetzt wieder untergraben oder rückgängig gemacht werden“, so Maier.
Die Anliegen der frühen ArbeiterInnenbewegung reichen weit über die reine Gestaltung der Arbeitsplätze hinaus. Leistbares Wohnen ist damit ebenso untrennbar verbunden wie leistbare Lebensmittel. Nicht umsonst zählen Wohnen und KonsumentInnenschutz bis heute zu zentralen Anliegen der ArbeitnehmerInnenvertretung.

Die Arbeitszeit, sprich jene Lebenszeit, die ArbeitnehmerInnen neben ihrer Arbeitskraft den Unternehmen gegen Bezahlung zur Verfügung stellen: Sie ist und bleibt ein heißes Thema. Spannend dabei ist, welches Bild der ArbeitnehmerInnen bei den Diskussionen darüber oftmals zu Tage tritt. Natürlich hat es sich gewandelt und doch sind Parallelen zu erkennen. So machten sich Arbeitgeber im 19. Jahrhundert „Sorgen“ darum, wie ihre ArbeiterInnen deren Freizeit verbrachten – und dass diese Vergnügungen nur ja nicht auf Kosten der Arbeit gehen. So verständlich dies ist, so absurd erscheint es, wenn man sich überlegt, wie spärlich die Freizeit bei einer 80- oder 66-Stunden-Woche ausfallen musste.
Vorurteile gegenüber ArbeiterInnen, sich in der Freizeit gehen zu lassen, dem Alkohol, dem Glücksspiel und sinnlosen Konsumgewohnheiten zuzusprechen: Sie sind tief in unserer Gesellschaft verankert, auch wenn sie heute in anderer Form daherkommen: die Familienbeihilfe, die angeblich nur in den Kauf eines neuen Handys fließt, statt den Kindern zugutezukommen; die Sozialleistungen, die ebenso falsch verwendet würden, ob von inländischen Arbeitslosen oder Flüchtlingen, weshalb man sie durch Sachleistungen ersetzen müsse; die ArbeitnehmerInnen, die sich nicht verantwortungsvoll verhalten würden, weshalb man ihnen Mitbestimmung nur unter großen Vorbehalten zugestehen dürfe. Dazu gesellt sich das Feindbild des „Funktionärs“ (in dem Fall männlich), dem nicht an den Interessen der Beschäftigten gelegen ist, die er zu vertreten hat, sondern nur an der eigenen Gage.

Widersprüche
Freilich ist das Bild nicht ohne Widersprüche, denn nur allzu gerne betonen VertreterInnen der aktuellen Regierungsparteien oder auch der Wirtschaft, wie wichtig ihnen das Bild der autonomen ArbeitnehmerInnen sei. Wie wichtig es sei, dass sie selbst entscheiden können, weshalb man sie auch von der Bevormundung von FunktionärInnen befreien müsse.
Für eine Institution, die sich bis heute versteckt am Wienerberg gehalten hat, waren Vorurteile wie diese ein Segen: der Böhmische Prater, in dem sich einst die ZiegelarbeiterInnen in ihrer spärlichen Freizeit vergnügten. Seiner Lage vor den Toren von Wien verdankt er seinen Aufschwung: Im Jahr 1886 wurde in Wien ein Verbot öffentlicher Tanzveranstaltungen erlassen. Begründet wurde dies mit Ausschreitungen und Ausschweifungen bei sogenannten „Fünf-Kreuzer-Tanzunterhaltungen“.
In seinem Buch zitiert Slapansky aus dem damaligen Polizeierlass: „Nachdem sich nicht verkennen lässt, daß abgesehen von Ausschreitungen durch die häufige Abhaltung von Tanzunterhaltungen die unteren Classen der Arbeiter und Dienstleute von ihrer Beschäftigung abgezogen werden und dem Müßiggange und der Lüderlichkeit Vorschub geleistet wird, tritt die Pflicht an die Behörde heran, diesen Uebelständen wirksam abzuhelfen.“ Ein Schelm, wer anmerkt, dass „Ausschweifungen“ offenbar nur bei Angehörigen der früher als „unten“ bezeichneten Gesellschaftsschichten vor­­gekommen sind.
Der Böhmische Prater jedenfalls erlebte nach dem Verbot einen ungeahnten Aufschwung, befand er sich doch damals noch knapp vor den Toren Wiens. Freilich wurde hier nicht nur Vergnügungen nachgegangen, sondern auch eigene Erfolge gefeiert. Denn die Anstrengungen der ZiegelarbeiterInnen, die letztlich bis zum Streik führten, bevor die Arbeitgeber Zugeständnisse gemacht haben, lohnten sich.
Slapansky zitiert aus einem Bericht der Arbeiterzeitung von einer Maifeier: „Am Laaerberg (…) ging´s Nachmittags lustig zu. Feierten doch die Ziegelarbeiter nicht nur das Weltfest des Proletariats, sondern auch den Sieg, den sie ohne Streik, nur durch die Macht ihrer Organisation erreicht haben“. Und weiter: „Grund genug also für die Ziegelarbeiter, sich ihres Sieges zu freuen. Bedeutet doch für sie dieser Sieg nicht nur eine Besserung ihrer Lebenshaltung, eine Verkürzung ihrer Arbeitszeit und eine Erhöhung ihres Lohnes, sondern auch eine Anerkennung ihrer Organisation durch die Unternehmer.“

Grundstein für Fortschritte
In der Tat hatten die ArbeiterInnen einiges erreicht: Eine Lohnerhöhung, die Einhaltung des Elfstundentages sowie die Sonntagsruhe wurden ihnen garantiert. Auch war somit der Grundstein für die gewerkschaftliche Organisation gelegt, und zwar nicht nur für jene der ZiegelarbeiterInnen. Denn es hatte sich in der Tat gezeigt, wie sehr es sich lohnen kann, sich zusammenzuschließen, um für die eigenen Rechte einzutreten.
Wie viel die ArbeiterInnenbewegung erreicht hat: Dieses Bewusstsein fehlt heute allzu oft, wie auch Michaela Maier bemerkt. Dabei nimmt sie auch die heutigen VertreterInnen historischer ArbeiterInnen in die Pflicht: „Das ist ein bisschen verloren gegangen, auch der Sozialdemokratie selbst, das muss man auch ehrlich sagen. Also diese Rückbesinnung oder das Stolzsein darauf, was man erkämpft hat.“
Es ist wohl eine Erklärung dafür, warum sich viele Menschen gar nicht bewusst sind, welche Errungenschaften dazu zählen, sind diese heute für viele geradezu selbstverständlich geworden. Es ist ein Umstand, den auch Michaela Maier bedauert. Denn gerade bei jungen Menschen trifft dies häufig zu: „Die haben ein Geschichtsbild, das davon ausgeht, dass alles Status quo ist, der irgendwann einfach in die Verfassung eingegangen ist.“ Sie nimmt allerdings eine positive Entwicklung wahr: Das Interesse an dieser Geschichte steigt bei den jungen Menschen.
In die Geschichte blicken, um Erkenntnisse für die Gegenwart zu finden: Das ist sicherlich eine komplexe Angelegenheit. Wenn man aber heute durch die Triesterstraße fährt und den heutigen Arbeiterstrich bewusst vor den historischen Hintergründen wahrnimmt, so ist eines völlig klar: So unterschiedlich die Zeiten sind, auf dem Weg zu fairer Arbeit gilt es, noch viele Herausforderungen zu bewältigen und Hürden zu überwinden. Damit eines Tages der Anspruch für alle Menschen Realität wird, ein gutes Leben führen zu können.

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