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Gefährdetes System

Schwerpunkt Pflege und Gesundheit

Die Beschäftigten der Gesundheitsberufe sind mit vielfältigen Belastungen konfrontiert.

Die hohe Qualität der Gesundheitsversorgung in Wien und Niederösterreich ist bereits gefährdet“: Es ist ein alarmierender Befund, zu dem eine Studie über die Situation der Beschäftigten in den beiden Bundesländern kommt. Die ArbeitnehmerInnen in den Gesundheitsberufen stehen unter massivem Druck. Ein „erheblicher Teil“ ist Burn-out-gefährdet.
Dies wiederum kann zu einem Teufelskreis führen: „Wenn ein Viertel der Beschäftigten bereits ausgebrannt oder von Burn-out akut bedroht ist, hat das negative Auswirkungen nicht nur auf die PatientInnen, sondern auch auf die anderen Beschäftigten, die die Arbeiten der nicht mehr voll Leistungsfähigen miterledigen müssen“, heißt es in der Studie.

Erstaunlich ist, dass nur wenige Beschäftigte Supervision in Anspruch nehmen. Aus Sicht der StudienautorInnen ist dies deshalb bedenklich, „weil Supervision ein Instrument des beruflichen Rückhalts (und des längerfristigen Schutzes vor Burn-out) ist, weil hier die notwendige Distanz zwischen Erlebnissen in der Arbeit (v. a. dem Umgang mit fremdem Leid und Sterben) und dem „eigenen Leben“ gewonnen werden kann“. Mindestens so erstaunlich ist, dass verhältnismäßig wenige Betriebe Maßnahmen zur Gesundheitsförderung anbieten, nämlich weniger als die Hälfte. Auch die kostenfreie Gesundenuntersuchung nehmen nur verhältnismäßig wenige ArbeitnehmerInnen in Anspruch.
Die Belastungen sind vielfältig (siehe auch „Gesundheitsarbeit macht krank“), nicht zuletzt die Arbeitszeit. Bemerkenswert ist, dass viele kein Problem mit langen Diensten haben, „weil ihnen diese lange zusammenhängende Freizeitblöcke (in der Regel jede Woche mehrere zusammenhängende freie Tage) ermöglichen und damit die Erholungsmöglichkeiten verbessern“. Auch die damit verbundene bessere Bezahlung spielt sicherlich eine Rolle. Dazu sei allerdings angemerkt, dass sich auch eine große Zahl eine Verkürzung ihrer Arbeitszeit wünscht, und zwar auch wenn dies mit Einkommenseinbußen verbunden ist. „Das ‚wir können einfach nicht mehr‘ findet sich in vielen Interviews“, heißt es in der Studie. 

Die Studie enthält auch ein widersprüchliches Ergebnis: Einerseits sind die Beschäftigten trotz aller Belastungen mit ihrem eigenen Gesundheitszustand sehr zufrieden. Stellt man dieser Einschätzung aber die Anzahl der Krankenstandstage gegenüber, so zeigt sich: „Nur etwa ein Drittel der Befragten war im letzten Jahr kein einziges Mal im Krankenstand.“ Einen Erklärungsansatz sieht die Studie darin, dass Probleme gerade in den Gesundheitsberufen deshalb nicht benannt werden, weil sie als „Schwächen“ angesehen werden.
Das Fazit der Studie: „Man kann derzeit noch nicht von ‚Pflegenotstand‘ sprechen, aber die Befunde müssen ernst genommen werden, um die gute Qualität des Gesundheitssystems in Wien und Niederösterreich auch in den kommenden Jahren auf hohem Niveau erhalten zu können.“

Die Studie zum Download: tinyurl.com/hm9esv2

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